Geschichte des Königlich Preußischen Freikorps Freiherr Adolf von Lützow

Der Aufbau 1813

 

Nachdem der König in einer Kabinettsorder vom 15.02.1813 bestimmt hatte das der Major

von Lützow Korpsführer wird und Major von Petersdorff mit der Führung der Infanterie be-

traut wird begann die Aufstellung in Zopten unweit von Breslau. Der dritte Unterzeichner des

Gesuches an den König vom 09.02.1813 zur Bildung eines gesonderten leichten Korps, der

Major von Helden-Sarnowski wurde mit einer anderen Aufgabe betraut.

Die drei Majore hatten sich zu folgendem bereit erklärt :

  1. Sie wollten die Mannschaft selbst durch Freiwillige, vorzugsweise Ausländer, anwerben, einkleiden, remontieren. Der Staat soll nur da die Waffen hergeben, wo die Angeworbenen sie sich nicht selbst beschaffen können.
  2. Sie wollen nur immer für den jedesmaligen Effektivbestand die Besoldung verlangen. Und nicht eher eine zweite Kompanie zu errichten beginnen, bis die erste vollzählig ist.
  3. Sollte das Korps nicht solche Stärke erlangen, dass es für sich gebraucht werden kann, so wollen sie es zu denBataillonen, bzw. Kavallerie-Regimentern, gleich den Jäger-Detachements, verteilen.

Bei diesen Offerten stellen die Majors nur die Bedingung, dass ihre Truppe außer der Li-

nie gebracht werden und schwarze Montierung tragen dürfe, weil nur bei dieser Farbe die

schon vorhandenen Kleidungsstücke durch Färben benutzt werden können. Verabschiede-

te untadelhafte Offiziere, vorzüglich vom Auslande, wünschten sie dem Könige behufs Aufstellung in ihrem Korps in Vorschlag bringen zu dürfen.

Diese Punkte sind durch den Staatskanzler von Hardenberg und die Generale von Scharnhorst

und von Hacke zu einer Order zusammengefasst und am 18.02.1813 mit der Unterschrift des

Königs an die Majors übergeben worden.

Am 23.02.1813 erfolgte die Festlegung des Etats. Danach sollte das Freikorps stark sein :

Eine Kompanie = 15 Oberjäger, 3 Hornisten, 182 Jäger = 200 Mann

Eine Eskadron  =  15             ,  3 Trompeter, 132      = 150 Mann

 

Major von Lützow errichtete sein Werbebureau im „ Goldenen Scepter „ in Breslau, diese

Stadt wurde zum Zentrum der patriotischen Erhebung.

Der Zulauf von Freiwilligen war vom ersten Augenblick bedeutend, unter den Ersten waren viele Studenten die mitunter auf abenteuerlichen Wegen nach Breslau eilten.

Über die Zusammensetzung des Lützow’schen Korps, gibt Immermann der es „die Poesie des Heeres„ nennt, folgende Schilderung :

„Ist der alte Blücher der neugeborene Muth, die erfolgbringende Thatkraft, so tritt in einem anderem Kreise  eine nach außen hin mit solchen Wirkungen nicht vergleichbare, innerlich

aber eben so bedeutende Potenz jenes Kampfes besonders hervor……..deutsches Denken,

Sinnen und Dichten stand in Gefahr, mit der heimischen Sprache den fremden Lauten und

dargeliehenen oder aufgedrungenen Geistesformen weichen zu müssen.Deshalb kämpfte die

Blühte der Jugend aus dem Hörsaal, der Kirche, dem Lehrstuhl, der Gerichtshalle so begeis-

tert mit ; ……..nirgends aber stand der junge grüne Hain so dicht, als in der Lützower Frei-

schaar. Hier war der Student Nebenmann des Professors, Ärzte, Künstler, Lehrer, Geistliche,

Naturforscher, ausgezeichnete, zum Teil schon hochgestellte Staatsbeamte aus allen Gauen

Deutschlands waren an die Jäger-Kompanien und Schwadronen, deren Masse aus tüchtigen

Handwerksgesellen und Bauernburschen bestand, vertheilt, welche zum Zeichen, das alle

Farben des deutschen Lebens erst wieder aufblühen sollten, das farblose Schwarz trugen „

Dem Freikorps wurden die Stadt Zobten sowie die Dörfer Rogau und Rosenau als Kantonie-

rungen angewiesen ( 18.02.1813 ).

 

Am 17.03.1813 gibt von Lützow dem Allgemeinen Kriegsdepartement zur Stärke folgende Auskunft.

Die in vier Kompanien gegliederte Infanterie weist folgende Stärke auf :

10 Offiziere, 56 Oberjäger, 1 Chirurg, 12 Spielleute, 627 Jäger

       Es manquiren ( fehlen ) :

       6 Offiziere, 4 Oberjäger, 3 Chirurgen, 101 Jäger

 

Die in zwei Eskadrons formierte Kavallerie ist stark :

5 Offiziere, 26 Oberjäger, 6 Trompeter, 204 Jäger, 218 Pferde

        Es manquiren :

        5 Offiziere, 4 Oberjäger, 2 Chirurgen, 2 Fahnenschmiede, 60 Jäger, 82 Pferde

 

Im gleichen Monat stellte von Lützow an den König den Antrag, das Korps mit einer leichten

fahrenden Batterie zu verstärken. Mit Zustimmung von Blücher bewilligte der König zwei

3pfündige Kanonen und eine 7pfündige Haubitze. Durch umfangreiche notwendige Reparatu-

ren stand die Artillerie dem Korps vor dem Waffenstillstand nicht zur Verfügung. Am 09.06.

1813 wurde für die als reitende Batterie formierte Artillerie folgender Etat aufgestellt :

1 Premierltn. ( Fritze ), 1 Feuerwerker, 3 Unterfeuerwerker, 1 Trompeter, 14 Kanoniere zum

Fahren, 16 zur Bedienung, 3 zur Reserve, 1 Kurschmied*, 54 Pferde.

Im August kamen noch zwei 3pfündige und drei eiserne 2 1/4pfündige Geschütze hinzu. Die

Artillerie wurde nun folgendermaßen aufgestellt :

Die Haubitze und vier eiserne Kanonen bildeten die berittene und drei eiserne Kanonen die

Fußartillerie. Nach dem Gefecht bei Lauenburg ( 17, 18, 19. August ) wurden zwei eiserne

Kanonen außer Gefecht gesetzt und durch drei englische 6pfündige ersetzt.

Dies blieb der Bestand bis zur Auflösung des Korps.

 

* Kurschmied : Alter militär. Name des Fahnenschmiedes, welchem die tierärztliche Behandlung ( das kurieren ) der kranken Pferde anvertraut war.

Mit der Formierung der freiwilligen Jäger-Detachements beabsichtigte insbesondere Scharnhorst, die wohlhabenden Schichten zu motivieren den Militärdienst anzutreten und andererseits als Kaderschmiede zu nutzen. Als äußeres Zeichen durften Besitzer größerer

Landgüter und Staatsdiener ( Räthe ) eine Offiziersuniform mit den Jägerschulterklappen

tragen ( Volontäroffzier ). Weiterhin war es möglich nach zwei bis drei Monaten einen Vo-

lontäroffizier aus dem Kreis der Freiwilligen zu wählen. Die Ernennung zu wirklichen Offz.

behielt sich der König vor. Folgende bekannte Jäger wurden durch Wahl zu wirklichen Offz.:

Theodor Körner, Fr. L. Jahn und Fr. Friesen.

 

Die Uniform der Infanterie, der Jäger-Eskadron und der Artillerie bestand aus einer kurzen

Litewka, hinten mit Falten ohne Schlitz. Sie bestand aus schwarzem Tuch, vorne zwei Reihen

Mit acht gelben Knöpfen, einem schwarzen Stehkragen. Die Aufschläge sowie die vordere Kante hatte rote Vorstöße.

Die Husaren und Ulanen* (* aus Mangel an entspr. Uniformen wurde die Litewka getragen) trugen schwarze Dollmans, die Offiziere schwarze Pelze.

Infanterie, Kavallerie und Artillerie trugen einen schwarzen Tschako mit Agraffe, Fangschnur

und National. Zu besonderen Anlässen einen schwarzen Haarbusch. Die meiste Zeit war der

Tschako mit einem Wachstuch überdeckt.

Bei der Kavallerie wurden Schuppen-Epaulettes getragen.

Die Unteroffiziere trugen goldene Tressen am Kragen.

Die Kragen und Aufschläge der Offiziere  war aus schwarzem Samt. Die Achselklappen bei

wirklichen Offz. war mit silberner Litze die der Volontäroffz. Mit goldener Litze eingefasst.    

Die kurze Zeit von der Gründung bis zum Abmarsch sowie die damaligen Fertigungs-

methoden lassen den Schluss zu, das nicht alle Jäger mit dieser o. beschriebenen Uni-

form ausgestattet waren. ( Der Verfasser )

 

Zur Ausrüstung der Infanterie gehörte ein Tornister mit aufgeschnalltem Mantel und Kochge-

schirr. Die Patronentasche wurde am Leibriemen oder an einem Riemen über die Schulter ge-

tragen. Weiterhin gehörte ein Bandolier für die Aufnahme des Hirschfängers bzw. des Sei-

tengewehrs dazu.

Zur Ausrüstung der Kavallerie gehörte ein schwarzes Bandolier mit Patronentasche und schw.

Stulpenhandschuhe.

Auch hier trift die o.g. Einschränkung zu.

 

Die Bewaffnung der Infanterie war in der ersten Zeit sehr mangelhaft. Ausgesonderte Geweh-

re mit einem kurzen Lauf und langem Bajonett erlaubten nur einen bedingten Einsatz auf ca.

60 Schritt. Die Beschaffung mit Jägerbüchsen gestaltete sich noch komplizierter.

Die Bewaffnung der Kavallerie bestand aus schlecht und recht in Dorfschmieden hergestellten

Säbeln. Weiterhin aus zwei Pistolen oder einem Karabiner. Die Ulanen trugen Lanzen.

Bei dem Sattelzeug sah es auch nicht gut aus, die von anderen Regimentern abgegebenen

Stücke waren nicht die besten. Die Pferde hatten bei den zum Teil jungen Reitern oft zu lei-

den.

Der Elan und der Gedanke bald an den Feind zu kommen ließ manche Unannehmlichkeit

ertragen.

Am 27.03.1813 erfolgte die Einsegnung und Vereidigung des Korps in der evangelischen Kir-

che zu Rogau.

Das Musketier-Bataillon, eine Husaren-Eskadron sowie eine Ulanen-Eskadron mit den dazu

gehörenden Jäger-Detachements begannen am 28.03.1813 mit dem Ausmarsch in Richtung Sachsen ( Stärke 900 Mann Infanterie, 260 Reiter ).