Geschichte des Königlich Preußischen Freikorps Freiherr Adolf von Lützow

Der Frühjahrsfeldzug 1813

 

Gem. der Instruktion des Generals von Scharnhorst begann der Zug des Freikorps in Richtung

Leipzig. Auf dem Marsch strömten weitere Freiwillige zu, es musste ein zweites Jäger-Deta-

chement gebildet werden. Am 05.04.1813 erließ Theodor Körner einen Aufruf an seine Landsleute in Sachsen. Er forderte sie auf, das Joch Napoleons abzuschütteln und sich dem Freikorps anzuschließen. Körner verfasste in dieser Zeit mehrere Kriegslieder, unteranderem

am 24. des Monats sein zwölftes „ Lützows wilde Jagd „.  In Dresden stießen weitere 500 Mann zum Korps sie wurden an die Jäger-Detachements überwiesen. In Leipzig wurde die

Kavallerie durch eine Husaren-Eskadron verstärkt. Der Rittmeister a.D. von Bismarck hatte

sie in der Altmark formiert. Im Austausch mit einem sich in Norddeutschland auskennenden

Jäger ( Oberjäger Beuth ) erhielt das Korps vom General von Wintzingerode eine Abteilung

von 50 Kosaken.

Was war zwischenzeitlich mit den anderen beiden Streifkorps passiert ?

Oberst von Tettenborn hatte mit seinen ca. 2500 Reitern am 18.03. Hamburg besetzt.

Oberst von Dörnberg besetzte am 02.04. Lüneburg, musste sich aber vor der Übermacht der

Franzosen unter Vandamme auf das rechte Elbufer zurückziehen. Beide Korps wurden in Fol-

ge unter das Kommando des Generals Wallmoden-Gimborn gestellt. Zu diesem gemischten

Truppenkörper stießen weitere Einheiten wie : mecklenburgische, hanseatische und anhalti-

sche Truppen und die russisch-deutsche Legion.

Die Franzosen räumten am 17.03. das rechte Elbufer und hielten nur noch die Festungen Tor-

gau, Wittenberg und Magdeburg auf dieser Seite. Die Hoffnung vieler Patrioten, die Rhein-

bundfürsten würden sich von Napoleon abwenden erfüllte sich nicht. Sie stellten weiter Trup-

penkontingente für den Kampf Deutsche gegen Deutsche. Nur die beiden Fürsten in Mecklen-

burg verließen den Rheinbund und stellten sich auf die Seite Preußens.

Besonders der König in Sachsen wurde immer wieder aufgefordert das Bündnis mit Napoleon

aufzukündigen, aber dieser war zu keiner Entscheidung bereit. In dieser Situation sollte das

Freikorps zum Sammelbecken der sächsischen Patrioten werden und bestimmte Entscheidun-

gen durch sein erscheinen in Sachsen beeinflussen. Das sächsische Heer lag in der Festung Torgau und dessen Kommandant der General von Thielmann versuchte seine Offiziere zum

Übertritt zu den Verbündeten zu bewegen. Er scheiterte und musste fliehen. Die Sachsen ent-

schieden sich für Napoleon und mussten dafür bitter bezahlen.

Napoleon nutzte die Monate März und April um seine Truppenstärke in Deutschland zu erhö-

hen. Neue junge Truppenteile aus Frankreich zogen heran und verstärkten die französischen

Korps auf dem linken Elbufer. Der Vormarsch der Verbündeten aus Schlesien verzögerte sich

immer wieder, die russische Hauptarmee unter Kutusow stand immer noch bei Kalisch. Mann

versäumte insbesondere Anfang April mit dem verbündeten Heer weiter vorzurücken und an-

dererseits das Freikorps so auszustatten, damit es seiner Aufgabe der Störung des französi-

schen Aufmarsches in Thüringen und Sachsen gerecht werden konnte. Ende April wurde es fast unmöglich ohne größere Verluste in das französische Hinterland zu kommen. Scharnhorst

erkannte diese Situation, war aber trotzdem dafür das Freikorps in den Rücken des Feindes zu

schicken. Als Hannoveraner war er immer noch von einem Volksaufstand in seiner alten Hei-

mat überzeugt. Er erarbeitete im April eine neue Instruktion für das Freikorps in der er die Aufgaben der Infanterie und Kavallerie festlegte und einen Plan für einen möglichen Rück-

zug beifügte. Diese Instruktion hätte mit Erfolg im Angesichts des Sieges von Möckern 05.04.  umgesetzt werden können, aber nicht Ende April.

Am 25.04. brach von Lützow mit seinem Korps in Leipzig auf, um zwischen Merseburg und

Halle die Saale zu überschreiten. Bei Schkopau bezog das Korps sein erstes Biwak. Das schnelle Vorrücken der französischen Truppen machte ein direktes Erreichen des Harzes un-

möglich.

Der Korpsführer beschloss den Feind zu umgehen und zog in Richtung Dessau ab. Hier am

28.04. angekommen wurde das Korps in die Kämpfe um Halle involviert, der Major erhielt

vom kommandierenden General von Bülow den Auftrag bis auf weiteres Dessau zu besetzen

und den Brückenkopf zu halten bis er durch nachrückende Truppen abgelöst wird. Nach ei-

nem Tag zog das Korps weiter nach Ferchland um hier die Elbe zu überqueren. Starke feind-

liche Kräfte verhinderten den Übergang und das Korps musste weiter elbabwärts ziehen. Len-

zen erschien nach Berichten vorausgeschickter Patrouille  als sicherer Übergang. Aber auch hier war der Übergang nicht möglich und das Korps zog weiter elbabwärts und erreichte am

07.05. Perleberg. In der Zwischenzeit fand die erste große Schlacht der Verbündeten auf deut-

schen Boden gegen Napoleon statt ( 02.05.1813 ). Die Schlacht endete zwar mit einem Rück-

zug nach Bautzen aber die Preußen waren die moralischen Sieger und das war für den weite-

ren Feldzug sehr entscheidend. Aber es geschah auch etwas was in der Folge für Preußen und

das Freikorps nicht positiv war. Der große Militärreformer der General Gerhard von Scharn-

horst wurde bei einem Angriff der preußischen Truppen am linken Knie verwundet. Eine un-

zureichende Wundversorgung führte am 28.06. zum Tod. Er war gerade in Prag angekommen,

um Österreich zum Anschluss an die Koalition zu bewegen. Er wurde auf dem Invalidenfried-

hof in Berlin beigesetzt.

 

In Perleberg erhielt von Lützow ein Schreiben des Generals Wallmoden-Grimborn in der er

den Major bat nach Dömitz zu marschieren, dort die Elbe zu überschreiten und ihn bei einer

Hilfsaktion für Tettenborn in Hamburg zu unterstützen. Der Oberst wurde massiv vom Mar-

schall Davout bedroht und es bestand die Gefahr Hamburg zu verlieren. Der Weg in den Harz

war durch Truppenbewegungen der französischen Generale Phillipon und Sebastiani ver,

sperrt, der Major nahm deshalb die Aufforderung an die Hamburger zu unterstützen. Um wei-

terhin über die Lage auf dem linken Elbufer unterrichtet zu sein wurden kleine Trupps von

dreizig bis fünfzig Pferden entsand. Sie durchstreiften die Gegend, warben Rekruten, hoben

öffentliche Kassen auf, eroberten Transporte mit Kriegsgerät und fingen französische Courie-

re ab. Alle im linkselbischen Gebiet eroberten Mittel wurden ordnungsgemäß in Stendal von

dem Volontäroffizier Staatsrat Grafen zu Dohna registriert und weitergeleitet.

 

Am 11.05. überschritt das Freikorps die Elbe bei Dömitz und marschierte Richtung Dannen-

berg, erreichte die Göhrde und biwakierte am Jagdschloss. Unter Führung des Generals von Dörnberg versuchten die Lützower im Verbund mit den

Truppen des Generals die rechte Flanke des Marschall Davout zu bedrohen und ihn im Marsch auf Hamburg aufzuhalten. In der Folge kam es zum ersten Kräftemessen in der Göhr-

de, zwei französische Bataillone und eine Abteilung polnischer Ulanen wurden in die Flucht

getrieben und die Ulanen gefangen genommen ( 12.05. ).

Eine Verfolgung wurde nicht vorgenommen weil die Konzentration überlegener feindlicher

Kräfte dies erforderte. Schon während des Überganges über die Elbe erhielt von Lützow ein

Schreiben des Militär-Gouvernements zur Verteidigung der Prignitz nach Perleberg zu kom-

men, im Verbund mit der der aufgestellten Landwehr sollte dies bewerkstelligt werden. Die

Landwehr wurde aber zur Verteidigung von Berlin abgezogen. Gemäß der getroffenen Zusa-

ge zur Verteidigung der Prignitz, ließ er die Infanterie dort. Er erkannte auch, wenn er den ei-

gentlichen Plan von Scharnhorst erfüllen konnte, dann nur mit einer beweglichen Truppe. Eine Eskadron nach dem Gefecht in der Göhrde auf dem linken Elbufer belassen rückte nach

Seehausen vor. Der Major überschritt mit der Kavallerie bei Ferchland die Elbe und besetzte

Stendal. Eine Volkserhebung konnte auf Grund der derzeitigen Lage der Verbündeten nicht initiiert werden, nach der Schlacht bei Bautzen zogen sich die Preußen und Russen nach

Schlesien zurück.

Bis zum 29.05. unternahmen die einzelnen ausgesandten Kavallerieeinheiten Streifzüge durch

die Altmark bis vor die Tore der Festung Magdeburg, requirierten, machten Gefangene und

fingen Couriere ab. Am 29.05. vereinigte der Major seine Eskadronen und beschloss einen Streifzug in den Thüringer Raum. Vorausgeschickte Späher meldeten eine positive Stimmung

der Bevölkerung gegenüber dem Korps. Außerdem erfuhr von Lützow von einem möglichen

Beitritt Österreichs zu den Verbündeten somit war seine Operation in der Nähe der böhmi-

schen Grenze abgesichert.

Die Infanterie unter der Führung des Majors von Petersdorff blieb noch eine gewisse Zeit in

der Prignitz. Durch weitere Freiwillige wurde sie auf die Stärke von 2000 Mann gebracht. Am

01.06. erhielt von Petersdorff eine Aufforderung des russischen Generals Woronzow an einer

Unternehmung gegen Leipzig teilzunehmen. Mit 900 Mann Infanterie und einer Eskadron      ( Rittmeister Fischer hatte diese 5. Eskadron in der Prignitz aufgestellt ) zog der Major am 02.06. Richtung Leipzig ab.

Es wurden zwei Kolonnen gebildet :

1. Kolonne General Tschernitschef, reguläre Kavallerie, Kosaken, zwei reitende Geschütze

2. Kolonne General Woronzow, reguläre Kavallerie, Kosaken, Grenadierbataillone, Lützower

   

Erste Kolonne :

Am 07.06. kam es zu den ersten Kavalleriegefechten zwischen den in Taucha stationierten französischen Kavallerieeinheiten und russischen. Die Franzosen flohen Richtung Leipzig

und machten erst vor den Toren wieder Halt.

Zweite Kolonne :

Am 07.06. kam es zur Feindberührung, angreifende Kavallerie wurde aber wieder zurück ge-

wiesen. Die Infanterie bereitete sich zum Sturm auf Leipzig vor, da erschien der General La

Motte und brachte die Mitteilung von einem abgeschlossenen Waffenstillstand. Die gleiche

Mitteilung erhielt auch die erste Kolonne.

Viele Lützower waren von diesem Ausgang enttäuscht, sie hatten gehofft sich vor dem Feind

auszeichnen zu können. Nach der Bestätigung des Waffenstillstandes durch den General von

Bülow zogen die Lützower wieder nach Havelberg zurück.

Was wäre passiert, wenn der Angriff der Franzosen erfolgreich gewesen wäre?

Oder wie würde sich die Situation in Leipzig darstellen wenn der Waffenstillstand ein bis zwei

Tage später abgeschlossen wäre?

( Der Verfasser )

 

Die Lützower Kavallerie in Stärke von :

Zwei Husaren-Eskadronen

Einem Jäger-Detachement ( Freiwillige )

Einer Ulanen-Eskadron

Einem Kosaken-Detachement

   Insgesamt 450 Pferde machte sich auf den Weg in Richtung Thüringen.

Am 31.05. stand von Lützow bei Eisleben, der Marsch bis hierher geschah mit der größten Vorsicht, weil die Franzosen durch die Ereignisse vor Leipzig aufgeschreckt waren. Lützow

plante einen Angriff auf Weimar. Aber in und um Weimar lagen starke französische Truppen-

kontingente, der Angriff musste abgeblasen werden. Lützow schaffte es durch Einhaltung von

Wachsamkeit und Disziplin am 03.06. die Militärstraße Weimar-Jena zu überschreiten. Dort

traf er auf den Rittmeister von Colomb. Nach eingegangenen Informationen sollte eine grös-

sere polnische Truppenabteilung unbewaffnet durch Böhmen kommen und in Adorf wieder ausgerüstet werden. Die beiden Truppführer beschlossen ein gemeinsames Vorgehen. In zwei

Kolonnen zog man nun Richtung Vogtland. Auf dem Weg dorthin entwaffnete von Lützow im Handstreich in der Stadt Roda eine 200 Mann starke Rheinbundtruppe. Die Offiziere wur-

den auf Ehrenwort entlassen und die Mannschaft hatte die Möglichkeit sich den Lützowern anzuschließen. So mit einer zusätzlichen Infanterieeinheit ausgerüstet umging von Lützow ei-

nige stärkere Feindabteilungen und war am 04.06. in Neustadt. Der Rittmeister Colomb hatte

zur gleichen Zeit das nahe Neuenhofen erreicht.

Nach einem Ruhetag zogen die Lützower weiter und erreichten am 06.06. Plauen. Am 08.06.

erstattete der Major dem General Blücher einen schriftlichen Bericht über die vorangegange-

nen Unternehmungen ( s. Schreiben Aussig den 8.Juni 1813 ). Die jetzige Position, ermög-

lichte dem Major sowohl in Thüringen als auch in Bayreuth zu operieren und er konnte sich

auf die Bevölkerung verlassen.

Am 08.06. entsandte der Major den Premierleutnant von Kropff mit der Ulanen- Eskodron und der Infanterie ( 300 Mann ) nach Hof mit der Maßgabe die Stadt im günstigsten Fall zu nehmen.

Lützow selbst marschierte mit der restlichen Kavallerie in Richtung Adorf. In Plauen blieb zur Sicherung ein starker Posten zurück. Während des Marsches erfuhr er, dass die Polen   einen anderen Weg genommen hatten und kehrte wieder nach Plauen zurück.

Von Kropff hatte am gleichen Tag Hof erreicht und begann gegen 16.00 Uhr mit dem Angriff

und erreichte bei einbrechender Dunkelheit die Vorstadt. Er erfuhr, das am nächsten Morgen

100 bayrische Chevauxlegers zur Verstärkung der Garnison  in Hof eintreffen sollten, darauf-

hin zog er sich scheinbar zurück und legte einen Hinterhalt.

Am Morgen erhielt er vom Kommandanten von Hof die Nachricht vom abgeschlossenen

Waffenstillstand. Der Kommandant bürgte mit seinem Wort für die Richtigkeit. Der Premier-

leutnant schickte darauf hin zwei Reiter nach Adorf zu Lützow, der war aber schon wieder nach Plauen gegangen. So erreichte ihn diese Meldung erst am 11.06.. Diese Meldung machte

alle Pläne des Majors zunichte. 

Am 14.06. erreichte von Lützow das erste offizielle Schreiben über den Waffenstillstand. Auf

seine Ehre versicherte der sächsische Kriegsminister das ein solcher Vertrag abgeschlossen sei, der Minister schickte den Hauptmann Montbe’ und den Subdelegierten der vogtländi-

schen Kreisstände von Gößnitz als Verpflegungskommissarius.

                              Im Artikel 10 des Vertrages heißt es :

    „ Alle Truppenbewegungen werden so eingerichtet, dass eine jede Armee ihre neue Linie

       am 12.Juni einnimmt. Alle Korps oder Abteilungen der verbündeten Armee, welche jen-

       seits der Elbe oder in Sachsen sein möchten, können und sollen in das preußische Gebiet

       zurückkehren „

Im Artikel 11 des Vertrages heißt es :

     „ das Offiziere von der französischen und verbündeten Armee gemeinschaftlich abgefer-

        tigt werden sollen, um den Feindseligkeiten auf allen Punkten durch Bekanntmachung    

        des Waffenstillstandes Einhalt zu tun „

 

Den vorgegebenen Zeitplan einzuhalten war nicht mehr möglich, aber durch die Übersendung

der sächsischen Offiziere glaubte sich Lützow in vertragsgemäßer Sicherheit und wählte den

kürzesten Weg zur Elbe über Leipzig. Er trat seinen Rückmarsch am 15.06. an. In der ersten

Phase musste noch der Jäger Schmdt, der drei gefangen genommene, französische Gendarmen

nach Gera bringen sollte, durch das energische Auftreten des Majors befreit werden. Der fran-

zösische Kommandant von Gera lehnte es ab einen franz. Marschkommissar mitzugeben, es sei ja schon ein sächsischer da. Am 16.06. wurde ein Biwak bei Dresden bezogen. Am 17.06.

fand der Major die Stadt Zeitz mit württembergischen Truppen besetzt vor. Er umging die Stadt, zeigte aber dem kommandierendem Oberst seine Marschrichtung an. Weiter ging es nach Groß-Görschen der Ritt über das Schlachtfeld machte alle sehr nachdenklich. Gegen

18.00 Uhr erreichte die Vorhut das Dorf Kitzen. Trotzdem drei Ulanen in einem Nachbar-

dorf ohne Grund gefangen genommen wurden, verbot Lützow jede Repressalien bei strengs-

ter Strafe. Kaum waren alle Lützower im Dorf angekommen, wurde eine herannahende feind-

liche Kolonne gemeldet. Premierleutnant Kropff wurde als Parlamentär vorgeschickt und kam

mit dem Oberst Becker wieder zurück. Der Oberst übermittelte den Befehl des Gouverneurs

von Leipzig dem General Arrighi, der Major möge dort stehen bleiben wo ihn der Oberst an-

trifft und der General würde ihm Offiziere schicken die ihn weiterleiten würden. Der Major

und der Oberst gaben sich gegenseitig ihr Ehrenwort keine Feindseligkeiten gegeneinander

auszuüben und den Waffenstillstand einzuhalten.     

Der Major schickte gem . der Abmachung den Premierleutnant Kropff und den sächsischen

Kommissar von Gößnitz nach Leipzig um den Gouverneur um die Freilassung der gefangenen

Ulanen zu bitten und weiterhin die Offiziere zu schicken, um den Weitermarsch zu beginnen.

Der General Arrighi erkannte den Premierleutnant nicht als Parlamentär an, er bezeichnete die

Truppe des Majors als Brigands und außerhalb des Gesetzes stehend. Kropff  wurde mehrfach

aufgefordert seinen Säbel abzugeben, dieser Aufforderung widerstand er solange bis man ihm das Ehrenwort gab, er erhalte den Säbel beim Verlassen der Räumlichkeiten zurück. Kaum getan kam die Meldung, die Lützower hätten angegriffen. Acht Grenadiere überwältigten da-

rauf hin den Premierleutnant und er wurde auf die Pleißenburg gebracht.

Gegen 19.00 Uhr erhielt der Major im Biwak vor Kitzen die Meldung das sich eine Staubwol-

ke auf das Dorf zu bewege. Er schickte umgehend einen Leutnant und einen Trompeter los, um Aufklärung zu erhalten. Der Major ritt auf die andere Seite des Dorfes weil sich hier eine

weitere feindliche Truppe formierte.

Durch diese Bewegungen misstrauisch geworden befahl der Major den Eskadrons sofort auf-

zusitzen und nach Altranstedt zu reiten. Der Major und sein Kavalleriebefehlshaber von Born-staedt hatten in den letzten Tagen den Verdacht gewonnen, der Feind wolle sie zu einer    Verletzung des Waffenstillstandes animieren.

Von Bornstaedt erließ deshalb in Kitzen folgenden Befehl :

„ Noch ein Mal und zum letzten Mal muß ich es den Herren  Eskadronchefs zur ausdrückli-                        chen Pflicht machen, den Schwadronen laut und vernehmlich bekannt zu machen, daß unter

den jetzigen Umständen jede feindliche Handlung an fremden Truppen mit dem Tode be-

straft werden muß, auch dann, wenn der von feindlicher Seite Beleidigte, ohne vorher davon

Anzeige gemacht zu haben, Gegenfeindseligkeiten ausübt. Die Sache ist zu wichtig, als daß

ich nicht mit dem höchsten Ernst darauf bestehen sollte“

      Kitzen, den 17.Juni 1813                                                                           v. Bornstaedt. Selbst bei Annäherung des Feindes sollte kein Alarmschuß abgegeben werden, sondern durch

Ordonnanzen informiert werden. Obwohl das Netz der sich nähernde feindliche Truppen im-

mer enger wurde, hielt sich Lützow an das gegebene Ehrenwort. Der voraus, geschickte Leut-

nant stieß auf einen Parlamentär, der im Auftrag des französischen Generals Fournier und des

württembergischen Generals Normann den Major um eine Unterredung bat. Von den Leut-

nants Körner und von Oppeln begleitet ritt der Major den Generalen entgegen. Vor der Tete

der feindlichen Kavallerie ritt der General Normann, er erklärte der hinten reitende General

Fournier sei der verantwortliche Befehlshaber und er habe die Aufgabe das nächste Dorf zu

besetzen.

Der Major und seine Begleiter mussten die ganze Kolonne durchreiten und fanden den franzö-

sischen General ca. 100 Schritt hinter dem letzten Bagagewagen. 

Der Major sprach den General folgendermaßen an :

„ Ich befehlige das kombinierte Korps Preußen und Russen, welches sich im Rücken der fran-

zösischen Armee befand und sich jetzt, zufolge des Waffenstillstandes, nach der Elbe begiebt.  

 Ich habe in Gera und Zeitz, meinen  Marsch angezeigt, und so hoffe ich denn, daß auch Sie, Herr General, mir keine Hindernisse in den Weg legen und nicht die Ehre der beiden Mo-

narchen, deren Truppen ich kommandiere, antasten werden. Ebenso wenig kann ich glauben,

daß Sie etwas unternehmen werden, was meine persönliche Ehre kompromittieren könnte.Ich wünsche nichts, als laut den Bestimmungen des Waffenstillstandes sobald als möglich die El-

be zu passieren, ich sehe mich aber durch das fortwährende Vorrücken der Kolonne genötigt zu fragen, ob Sie mich angreifen wollen oder nicht „

Der General erwiderte :

„ Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich Sie nicht angreifen werde, wenn Sie ruhig auf der

Straße nach Leipzig abziehen. Ich werde mit meinem Korps dorthin folgen „

 

Nach einem kurzen Stopp begann die Lützower Kavallerie auf der Straße nach Leipzig abzu-

ziehen. Während der Unterhandlung bemerkte der Major, das die württembergischen Drago-

ner das Gewehr aufgenommen hatten und das sich die französischen Dragoner im zweiten Treffen in Trab setzten. Auf die Frage was dies zu bedeuten hat, antwortete der General :

„ L’armisticc pour tout le monde, exepte’ pour vous „ 

Daraufhin wendeten  der Major und seine Begleiter ihre Pferde und versuchten die Tete der

Lützower zu erreichen. Zur gleichen Zeit gab Fournier den Befehl zum Angriff.

Die Lützower Kolonne war gem. einem beabsichtigten Rückzugs folgendermaßen aufgestellt :

-         an der Tete die Wagen mit der Infanterie

-         die russischen Kosaken

-         die Ulanen

-         die Husaren

-         die Jäger

Die zum Teil Marschlieder singende Kolonne wurde plötzlich von den württembergischen

Reitern attackiert, den gegebenen Befehl noch im Ohr, blieben die Säbel in der Scheide, man

glaubte immer noch an einen Irrtum. Diese auf der linken Seite vorgetragene Attacke wurde

fast gleichzeitig auf der anderen Seite durch französische Dragoner vorgenommen. Nicht be-

troffen von diesem Angriff waren die Ulanen und Kosaken. Zugweise formierten sich diese

und kamen ihren Kameraden zu Hilfe. Bei einer, dieser Gegenangriffe gelang es den Major aus der Umklammerung zu befreien, damit sich dieser in Sicherheit bringen konnte. Weitere

Attacken im Zusammenwirken mit den Kosaken zur Hilfeleistung der anderen Eskadrons, wa-

ren auf Grund der Stärke des Feindes sowie der anbrechenden Dunkelheit nicht möglich. Die

Ulanen und alle zur Zeit nicht im Kampf stehenden Kosaken und Lützower zogen sich in

nördlicher Richtung zurück. Durch den plötzlichen Angriff der württembergischen und fran-

zösischen Dragoner, an die auf der rechten Seite der Straße befindlichen Häuser und Gärten gedrückt, war den Husaren und Jägern ein Entfalten nicht mehr möglich. Da es kein Pardon gab, verwandelte sich der Kampf in der Dunkelheit in ein wüstes Handgemenge den die Lützower schließlich auf Grund der Stärke des Gegners verloren. Der Verlust an Toten und

Verwundeten betrug 305 Mann. Die aus ehemaligen Rheinbundsoldaten bestehende Infanterie

hatte beim ersten Angriff des Feindes die Flucht ergriffen und ließ sich trotz aller Anstren-

gungen des kommandierenden Offiziers nicht wieder formieren. Einigen Husarenoffizieren, Husaren und Jägern gelang es sich im Schutze der Dunkelheit, einen Weg durch die Gehöfte zu erkämpfen, die Saale zu erreichen und dann über die Elbe zu gehen. Einem weiteren Trupp

Husaren und Jägern gelang es, sich auf der Straße nach Leipzig durchzuschlagen. Sie waren immer noch der Meinung das der Überfall auf einem Missverständnis untergeordneter Führer

beruht und wollten vom General Arrighi in Leipzig Genugtuung fordern, der ließ sie aber ent-

waffnen und auf die Pleißenburg führen. Hier wurden sie nicht wie Soldaten einer regulären

Armee behandelt, sonder wie es eine Weisung Napoleon festlegte wie Briganten. Selbst die Verwundeten erhielten keine ärztliche Fürsorge, wurden in eine Kirche gesperrt und waren auf das Wohlwollen der Leipziger angewiesen. Die Zahl der nach Leipzig  gebrachten Gefan-

genen belief sich auf 200 Mann. 

Die Fürsorge der Leipziger gegenüber den Lützowern war ohne Gleichen, Ärzte bemühten sich um die Verwundeten, Frauen brachten Kost und schmuggelten Zivilkleidung. So entflo-

hen viele Lützower in der abenteuerlichsten Verkleidung. Der Schwund an Gefangenen ver-

anlaste  die Franzosen den Rest in Richtung Frankreich zu schicken. Es gab strenge Anwei-

sungen jeden fliehenden Gefangenen zu erschießen, einige in Zivilkleidung aufgegriffene Lüt-

zower kamen auf die Gefangenengaleere.

Major von Lützow schaffte es sich in Begleitung des Jägers Ihn nach Genthin durchzuschla-

gen, hier traf er auf die Ulanen-Eskadron die der Oberjäger Berzwarzowski mit Schneid und

umsichtiger Führung hierher gebracht hatte.

Theodor Körner lag schwer verwundet auf den Gefechtsfeld, nachdem er wieder zu sich kam,

schleppte er sich in einen nahe gelegenen Wald. Hier fanden ihn die Kinder eines Tagelöhners

aus Groß-Zochen. Der Tagelöhner brachte Theodor in sein Haus und benachrichtigte den Dr.  

Wendler, einen Freund der Familie Körner. In einer Gartenwohnung bei Leipzig wurde er ge-

pflegt bis er nach Karlsbad zur weiteren Genesung gebracht werden konnte.