Geschichte des Königlich Preußischen Freikorps Freiherr Adolf von Lützow

Der Herbstfeldzug 1813

 

Tettenborn auf dem linken Flügel hatte zur Verteidigung des Überganges über die Stecknitz

seine Truppen ( überwiegend das Freikorps ) an der Straße zwischen Hamburg und Berlin verteilt. Mit dem Jäger-Bataillon von Reiche und dem Kosaken-Regiment Denissow sollte das Freikorps Lauenburg verteidigen. Bereits vor Beendigung des Waffenstilstandes kam zu beiden Seiten der Straße nach Bergedorf zu starken feindlichen Bewegungen. Am letzten Tag des Waffenstillstandes ( 16.08. ) erreichte die in Lauenburg stehende Truppe ( 1.und 2. Batai-llon sowie 3 Kanonen  ) die Nachricht, das der Feind am Morgen angreifen wolle. Premierltn. Von der Heyde als kommandierender Offizier traf alle Vorbereitungen für eine Verteidigung. Um nicht überrascht zu werden, schob er Pikets* (*Ein Piket (frz. piquet) ist eine Truppenabteilung hinter den Vorposten, die zur sofortigen Verwendung bereit steht.) vor seine Front. Marschall Davout teilte seine Streitmacht in drei Teile:

Die erste Kolonne sollte auf Mölln zugehen.

Die zweite Kolonne sollte Büchen erreichen.

Die dritte Kolonne mit dem Marschall sollte auf Lauenburg zugehen.

Die erste und zweite Kolonne erreichte ihr Ziel ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen. Die dritte Kolonne entwickelte gegen Mittag rasch ihren Angriff und warf die Kosakenposten sowie das Piket der Lützower. Der Premierltn. verstärkte seine Tirailleurlinie+ (+ in offener Linie kämpfender Schütze) und die Lützower warfen den Feind wieder zurück. Ein weiterer Angriff scheiterte an der Stärke des Feindes. Dieser verstärkte sich mit dem Einsatz von zwei Kanonen und zwei Haubitzen, es kam zu einem lebhaften Artillerieduell. Die beginnende Dunkelheit beendete den Kampf.

Verluste : 43 Tote und  Verwundete beim Freikorps. Keine Angaben beim Feind.

Der Feind eröffnete am nächsten Morgen seinen Angriff und warf die Lützower, diese ver-

stärkten sich und gingen ihrerseits zum Angriff über, der Feind musste in seine Ausgangsstellung zurück. Der Feuerwerker operierte mit seinen drei Geschützen so geschickt, dass der Feind über die tatsächliche Stärke im Unklaren blieb. Immer wieder vorgetragene Angriffe der Lützower zwangen den stärkeren Gegner sich noch weiter zurück zuziehen. Ein weiteres Vorgehen der Lützower währe auf Grund der Stärke des Feindes unverantwortlich, deshalb zog sich der Premierltn.v. d. Heyde in die Ausgangsstellung zurück. Das Gefecht ruhte über mehrere Stunden. Der Feind verstärkte sich in der Zwischenzeit durch zwei Bataillone und wiederholte bis zum Abend seinen Versuch die Lützower zu werfen ergebnislos.

Verluste : 100 Tote und Verwundete beim Freikops. Die Verluste des Feindes müssen weit höher gewesen sein, weil sie mehrere Male in das wohl gezielte  Feuer der Artillerie und der Tiroler Schützen gelaufen sind.

Wallmoden lobte am 19.08. die Standhaftigkeit der Lützower in einem Schreiben an den Kronprinzen und ordnete den Austausch der drei alten eisernen Kanonen gegen drei sechspfündige englische an. Am 18.08. erschien der General Tettenborn in Begleitung des Majors Lützow in Lauenburg, auf Grund einer Meldung das sich der Feind weiter verstärkt, ordnete er den Rückzug der Kanonen an und die Infanterie sollte sich bei einem weiteren starken Angriff zurück ziehen. Am 19.08. gegen 02.00 Uhr erfolgte der Angriff, der Premierltn. eilte dem in Kolonne vorgehenden Feind mit einer Kompanie entgegen und schaffte es trotz heftigen Regen ihn so lange aufzuhalten bis seine Truppen die Stecknitz überschritten hatten. Als die letzten Lützower die Stecknitz überschritten hatten wurden die Brücken an der Palmschleuse und bei Lanz angezündet. Dem Feind gelang es das Feuer zu löschen und somit musste sich der Premierltn. mit seinen Truppen Richtung Horst zurück ziehen.

General Tettenborn stellte jetzt seine Truppen zwischen Gresse und Boizenburg auf. Das zögerliche Vorgehen von Davout, veranlasste den General Wallmoden ein Gefecht anzunehmen.

 

Er wählte eine Stellung zwischen Vellahn und Goldenbow. Am 21.08. erfolgte der schwung los vorgetragene Angriff in drei Kolonnen, der auch keinen Erfolg brachte. Die gezeigten, überlegenen Kräfte des Feindes zwangen den General nach Hagenow zurück zugehen. Am 23.08. zog er sich langsam auf Neustadt zurück. Davout folgte seinem Feind nicht sondern besetzte am 23. und 24.08. Schwerin und bekundete so seine Absicht der Aufforderung Napoleons auf Berlin zu ziehen nicht Folge zu leisten.

Somit bekundete er seine Absicht, gegen Stralsund zu operieren. Weitere Aufforderungen Napoleons nach Berlin zu stoßen blieben ohne Reaktion.

Davout blieb mit seinen Hauptkräften in Schwerin, schob aber die Division Loison gegen die Truppen Vegesack in Wismar vor. Diesem gelang es, die Truppen in Wismar festzuhalten.

Wallmoden blockierte in der Zwischenzeit bei Ludwigslust die Straße nach Berlin. Da ihn der Marschall nicht bedrohte schob er das leichte Korps Tettenborn dichter an den Feind. Die Infanterie stand bei Kraak und die Kavallerie bei Warsow ( 24.08. ).

Mit dem Datum vom 23.08. erhielt Wallmoden einen Befehl aus dem Hauptquartier der Nordarmee nach dem er sich unter Zurücklassung der Truppen Vegesacks mit dem Kronprinzen bei Berlin vereinigen sollte. Dieser Befehl war durch den Sieg bei Großbeeren schon überholt.

Wallmoden in Unkenntnis der Ereignisse bei Großbeeren, begann seinen Abmarsch zu organisieren und ließ nur die Divisionen Vegesack und Tettenborn vor dem Feind stehen.

Um den Feind zu beschäftigen und den Abmarsch der anderen Truppen zu verschleiern wurde Major von Lützow mit 100 Husaren und genau so vielen Kosaken zu einem Streifzug gegen die Straße von Schwerin nach Lübeck geschickt. Am 26.08. bei Tagesanbruch wurde ein schwer beladener Wagenzug entdeckt. Der Major befahl den Kosaken den Zug an der Spitze und von der Seite anzufallen, er ließ 50 Husaren als Reserve im Wald und griff mit den anderen den Transport im Rücken an. Trotz des schnellen Angriffs konnten die vordersten Wagen das nahe der Straße gelegene Gehölz erreichen. Es wurden 38 Wagen genommen, die Bedekkung zum Teil getötet bzw. gefangen genommen. Die Kosaken und Husaren verfolgten die Soldaten der Bedeckung ( 105. franz. Infanterie-Regiment, d. Verf. )  bis in den Wald. Der Adjutant des Majors Theodor Körner hatte sich an ihre Spitze gesetzt. Ein Schuss durch den Unterleib, der das Rückgrat verletzte, tötete ihn auf der Stelle, mit ihm fielen der Oberjäger Graf Theodor Hardenberg sowie die Jäger Carus und Erdsack ( namentlich  bekannt, d.Verf. ).

Der Feind verlor ca. 50 bis 60 Mann, unter den Toten zwei französische Offiziere die ihren

Wagenzug mit Bravour zu verteidigen suchten.

Da sich in der Nähe schon feindliche Kavallerie zeigte, beschloss der Major mit eigenen Toten, den erbeuteten Wagen ( Waffen und Kriegsbedürfnisse ) und den Gefangenen Richtung Dreilützow abzuziehen. Zur Deckung ließ er den Rittmeister Fischer mit 50 Husaren stehen, die auch bald darauf attackiert  wurden und sich in Folge langsam zurück zogen.

Die Leiche Theodor Körners wurde bei Wöbbelin unter einer Eiche begraben. Neben ihm legte man seine gefallenen Waffengefährten in die Erde. Der Vater von Theodor hat später eine einfache Tafel an die Eiche anbringen lassen und seine Gefährten hängten einen Säbel dazu.

Diese Stelle wurde auf Anweisung des Großherzogs bepflanzt, eingezäunt und der Familie als Familiengrabstätte überlassen. Zeitzeugen schildern den genauen Hergang im Rosenower Forst, Jahre später in ihren Erinnerungen abweichend. Hier ein Auszug des von Ltn. Hellfritz an seinen Freund Förster 1845 geschriebenen Briefes :

„Ein Theil der von uns den Franzosen abgenommenen Wagen entkam und eilte auf der Straße im Walde davon. Körner rief mir zu, nachdem von Lützow schon Befehl gegeben war, den Feind nicht weiter zu verfolgen : „Bruder Hellfritz, Du kennst Deine Jäger besser wie ich, wir wollen noch einmal draufgehen.“ Er sprengte fort, dem geliebten Freund folgte ich mit den Worten : „ Ja, Bruder !“

 Meinem Zuge rief ich zu : Jäger ! Vorwärts. Die braven Lützower folgten mit dem Rufe :

„ Hurrah, Oberjäger! Hurrah  Unseren Körner aber traf die tödliche Kugel etwa 30 Schritt

von mir und meinen Jägern entfernt. Zu mir den Blick gewand, rief er : „ Da hab ich eins-

schadet weiter nichts !“ und mit diesen Worten endete sein ruhmvolles Leben. Er sank vom

Pferde, ich sprenge herzu, sitze ab, helfe mit Zenker, Freydank und anderen den Fuß, welcher noch im Bügel hing, herauszubringen, und in meinen Armen ruht er als Leiche, der allen seinen Freunden und Waffengefährten, ja, dem gemeinsamen Vaterlande ewig unvergeßliche Theodor Körner.“

Über die Beisetzung in Wöbbelin gibt ein langer Brief von Friedrich Förster Aufschluss :

In Auszügen.

„Wir brachten den Leichnam in ein der Landstraße zunächst gelegenes Bauernhaus in Wöbbelin. Die Ärzte untersuchten die Wunde und gaben uns den Trost wenigstens, daß die Kugel ihn auf der Stelle getötet haben müsse, da sie unter der Herzgrube bis in das Rückenmark gedrungen war„

„In dem Bauernhause waren andere Freunde beschäftigt gewesen, Kränze aus Eichenlaub zu winden und ein Paradebett aufzubauen, auf welches der Sarg gestellt werden sollte.“

„Die anderen in dem Gefecht Gebliebenen, darunter Graf Hardenberg, wurden auf die aus jungen Baumstämmen und Wagenleitern bereiteten Bahren gelegt und waren sämmtlich mit Eichenzweigen und Kränzen geschmückt – auf engem Raume ein Schlachtfeld mit edlen Opfern„

„Wegen der Nähe des Feindes hatte Wallmoden eine Ehrensalve aus Geschütz und Gewehr untersagt; so senkten wir unter Anstimmung des Gebetes „Vater, ich rufe Dich„ ihn in die Gruft und schieden nach der Einsenkung mit dem Abschiedsgruße: „Das war Lützows wilde verwegene Jagd !“

Am 29.08. besiegte die Division Vegasack die Truppen des Generals Lallemand bei Kröpelin und Neubukow. General Wallmoden beschloss darauf hin die Untätigkeit und mangelnde Entschlossenheit des Marschalls in Schwerin auszunutzen und in die Offensive zu gehen. Tettenborn verlegte sein Hauptquartier nach Ortkrug und seine Kosaken sowie die beigegebenen Jäger beunruhigten die Franzosen Tag und Nacht. Major von Lützow erhielt den Befehl mit der Kavallerie und der Tiroler Jäger-Kompanie die französischen Kräfte in Boizenburg anzugreifen. Der Feind hatte sich aber vorher mit der Masse seiner Kräfte zurück gezogen, der schwache Posten bereitete keine Schwierigkeiten. Das Zurückziehen des Feindes hing mit einer Festlegung des Marschalls Davout zusammen, sich im Ergebnis der Schlacht bei Großbeeren hinter der Stecknitz zu verschanzen. In der Nacht vom 02. zum 03.09. räumte der Feind Schwerin und Wallmoden beschloss Tettenborn bei Schwerin stehen zu lassen und mit der Hauptmacht die Truppen der Generale Loison und Lallemand bei Wismar anzugreifen. Davout zog aber die Truppen des Generals Loison auf seinem Weg nach Ratzeburg an sich und ließ nur den General Lallemand zur Deckung bei Wismar stehen. Auf Grund einer Information von Tettenborn unterbrach Wallmoden seinen Marsch nach Norden und rückte in der Nacht vom 03. auf den 04.09. in Schwerin ein.

Wieder kam es zu keinem entscheidendem Schlagabtausch, der Stärkere wich dem Schwäche-

ren aus.( d. Verf. )

Am 03.09. kam es in Wittenburg zu einer Vereinigung des ganzen Freikorps, die Freude über das Wiedersehen war nur kurz. Am gleichen Tag erreichte den General Tettenborn die Meldung über eine südlich des Schaalsees vorgehende feindliche Truppe. Major von Lützow erhielt den Auftrag mit folgenden Kräften den Feind zu werfen :

           das 3. Bataillon

           die Tiroler Jäger-Kompanie

           die 2. und 3. Eskadron

           2 Kanonen und 1 Haubitze   sowie

           200 Reichesche Jäger

Am Abend des 03.09. erreichte er die Schaalmühle und begann sofort die dort stehenden Kräfte zu beunruhigen. Nachdem am nächsten Morgen die 3. Eskadron bei Kölzin die Schaale überwunden hatte zog sich der Feind auf Zarrentin zurück. Nachdem der Ort von der Infanterie frontal angegriffen und von der Kavallerie südlich umgangen wurde, zogen sich die Franzosen Richtung Mölln zurück. Der Feind wurde verfolgt, Lützow sollte sich ein Bild machen in wieweit er bereit ist Mölln zu verteidigen. Bei Gudow wurde er rasch geworfen aber bei Mölln, zeigte er ernsthafte Absichten die Stellung zu halten. Nachdem die Franzosen mit vier Bataillonen und acht Geschützen zum Angriff über gegangen waren, zog sich Lützow in aller Ruhe zurück. Westlich der Lüttau stoppte das Freikorps den vordringenden Feind, der das Gefecht mit der Dunkelheit beendete. Am nächsten Morgen wiederholte er seinen Angriff und versuchte sogar eine Umgehung. Er scheiterte und musste sich wieder auf Mölln zurück ziehen.

Verluste : Tote 11 Mann Lützower Freikorps, 3   Mann v. Reiche

                 Verwundete : 40 Mann                , 10            

                 Vermisst :  6 Mann

                  Feind : keine Angaben

Die Lützower wurden durch Kosaken abgelöst und zogen sich in den Raum Zarrentin. Drei Wochen nach Beendigung des Waffenstillstandes stand Davout wieder in seinen alten Stellungen wie vor dem Vertrag.

Es gibt die unterschiedlichsten Meinungen über das Verhalten des Marschalls in dieser Zeit, die aber nicht Gegenstand dieser Betrachtung sind. ( d. Verf. )

 

Um die Verbindung zwischen Hamburg und Magdeburg ( franz. Festung ) zu unterbinden beschloss Wallmoden seine Hauptkräfte in Dömitz zu konzentrieren und nur die Generale Vegesack und Tettenborn an der Stecknitz stehen zu lassen. Nach Eingang der Meldungen über Großbeeren und Dennewitz sowie Davout sich nicht bewegte sondern nur seine Stellung ausbaute kehrte Wallmoden nach Hagenow zurück. Am 12.09. wurde ein franz. Offizier gefangen, der ein Schreiben bei sich trug, nachdem General Pecheux mit ca. 8000 Mann die Elbe aufwärts marschieren sollte. Darauf hin setzte Wallmoden mt ca. 10.000 Mann bei Dömitz über die Elbe. Mit im Bestand befanden sich : ein kombiniertes Bataillon ausgewählter Kräfte unter Premierltn. Staak sowie die gesamte Kavallerie unter Rittm. v. Bornstaedt des Freikorps unter persönlicher Führung des Majors v. Lützow.

Nördlich des Schaalses konzentrierte sich die Division Vegesack bei Roggendorf  stand der Vorposten unter dem Kommando des Oberst v. Witzleben mit zwei Bataillonen hanseatische Legion, dem 2. Husarenregiment der russisch-deutschen Legion und fünf Geschützen des Freikorps.

Südlich des Schaalsees stand der Vorposten unter Kommando des Majors v. Petersdorff mit 1500 Mann Infanterie des Freikorps, 400 Mann hanseatische Kavallerie, 120 Kosaken und vier Geschützen des Freikorps. Der Major schob seine Kräfte bis nach Marienstedt, Klein-Zecher, Tesdorf und Lüttau vor. Die Kosaken besetzten Posten in Büchen, Gresse und Gudow. Nach dem Abzug des Majors v. Lützow verblieben nur noch 600 Mann Infanterie, 250 Mann hanseatische Kavallerie und drei Geschütze. Am 16.09. wurde der Major v. Petersdorff angegriffen. Der Feind ging mit ca. 1000 Mann Infanterie, 40 polnischen Ulanen und zwei Geschützen von Lauenburg auf Horst zu. Erreichte nach harten Gefechten das Gehöft Vierhof und wurde von hier durch Lützower Infanterie aus Boizenburg kommend und hanseatischer Kavallerie wieder nach Horst geworfen.

Verluste : Tote 2 Mann Lützower Freikorps

                  Verwundete : 7 Mann, 5 Mann hanseatische Legion

                  Feind : 25 Mann tot oder verwundet darunter mehrere Offiziere

 

Die Niederlage der Franzosen unter dem Kommando des Generals Pecheux in der Göhrde

( 16.09. ) veranlasste den Marschall Davout die französische Waffenehre auf der rechten Seite der Elbe wieder herzustellen zu wollen. Er griff am 18.09. die Vorposten des Oberst Witzleben und des Majors Petersdorff gleichzeitig an. Der Feind marschierte mit fünf Bataillonen direkt auf Zarrentin vor. Major Petersdorff schickte 200 Mann Infanterie vor um die vorgeschobenen Posten sicher nach Zarrentin zu holen. Er stellte sich dann südöstlich des Ortes auf. Rechts auf der Seeseite die Artillerie, in der Mitte die Infanterie und links die hanseatische Kavallerie. Das rechts vor der Front liegende Zarrentin wurde von der zurückgehenden Infanterie der vorgeschobenen Posten besetzt. In Zarrentin entwickelte sich ein heftiges Infanteriegefecht, die drei 6pfünder beschossen sehr wirkungsvoll die anrückende feindliche Infanteriekolonne aber links formierten sich sieben Eskadrons in drei Echelons* (*Echelon : franz. Stufe, Leiter). Da die hanseatische Kavallerie bei dieser Übermacht die linke Flanke nicht mehr decken konnte, befahl der Major den Rückzug zur Schaalmühle. Nachdem die Infanterie aus dem Ort die Mühle erreicht hatte zog sich der Major in drei Kolonnen zurück. Die Hanseaten stürzten sich mit Bravour auf die feindliche Kavallerie und warf das erste Echelon wurde aber durch die Übermacht in Richtung Mühle gedrückt. Trotz der Übermacht wurden Gefangene gemacht, die berichteten, das der Marschall Davout und der dänische General Prinz zu Hessen den Angriff leiteten. Der Major verteidigte hartnäckig und mit Erfolg seine Stellung bei der Mühle. Gegen 1 1/2 Uhr

entwickelte der Feind seine Kräfte auf einer Höhe am jenseitigem Ufer der Schaale, sie be-

standen aus:

 

                     2 franz. Bataillonen

                     4 dän.        

                     2 franz. Eskadrons

                     7 dän.        

                    12 Geschützen

Da sie gleichzeitig bei Kölzin die Schaale überquerten, war es nicht ratsam ein Gefecht mit

soeinem Gegner anzunehmen. Petersdorff zog sich bis vor Waschow zurück. Der Feind folgte nur zögernd und unternahm keine ernsthaften Versuche die Lützower aus ihrer Stel-

lung zu werfen.  Die Dunkelheit beendete die Kampfhandlungen.

Verluste : Tote 26 Mann

                 Verwundete 102 Mann darunter ein Offizier 

                 Vermisste 8 Mann

                 Feind : keine Angaben bis auf einen verw. Adjutanten des Marschalls

Das in Boizenburg aufgestellte Detachement zog sich in gleicher Höhe mit dem Major Petersdorff  auf  Lübtheen zurück. In der Nacht zum 19.09. ging der Feind gegen Dodow vor, der Major zog sich bis Wittenburg zurück und besetzte die Orte Dodow, Waschow, Karft und Püttelkow um mit dem Oberst Witzleben der sich von Roggendorf in Richtung Wittenburg zurück zog, in Verbindung zu bleiben. Am 20.09. zog sich der Feind unerwartet wieder zurück und die Lützower besetzten ihre alten Stellungen bei Zarrentin wieder. Der Marschall hatte erfahren das der General Wallmoden mit seinen Truppen wieder auf das rechte Elbufer gekommen war.

Der Marschall zog sich in seine fest ausgebaute Stellung zwischen Ratzeburger See und Mölln zurück. Wälder, Bäche, Moräste und kleine Sen deckten alle Zugänge.

Wallmoden konnte nicht daran denken diesen gut verschanzten starken Gegner anzugreifen, aber er fesselte bedeutende feindliche Kräfte, die auf anderen Kriegsschauplätzen fehlten.

Kehren wir noch einmal zum 14.09. zurück.

An diesem Tag hatte Wallmoden seine Kräfte bei Dömitz zusammengezogen.

1.      Das leichte Korps Tettenborn mit den Kräften des Majors Lützow

2.      Die russisch-deutsche Infanterie-Division des Generals Arentschildt

3.      Die englisch-deutsche Infanterie-Division des Generals Lyon

4.      Die Kavallerie-Division des Generals Dörnberg

5.      Die Artillerie mit 38 Geschützen und einer ½  Raketenbatterie

Insgesamt : 15 Bataillone, 17 Eskadrons, 38 Geschütze, ½ Raketenbatterie und 3 Kosaken-Regimenter mit 9051 Mann Infanterie, 3229 Reiter und 38 Geschütze.

Die Avantgarde, das leichte Korps Tettenborn überschritt noch am Abend die Elbe, mar-

schierte auf Dannenberg und erreichte in völliger Dunkelheit das Vorwerk Parpar. Hier wurde biwakiert, nur die Kosaken wurden bis in die Göhrde, Bleckede und Uelzen vorgeschoben.

 

Auch der General Pecheux überschritt am 14. die Elbe, bei Zollenspieker. Seine Truppen bestanden aus :

4 Bataillonen des 3. Linien-Regiments

1 Bataillon des 105. leichten Regiments

1 berittene Batterie mit 6 Geschützen

1 Eskadron des 28. Regiments Chasseurs a’ cheval.

Insgesamt : 2900 Mann Infanterie, 80 Reiter und 6 Geschütze

Zur Verschleierung dieser Stärke wurde Verpflegung für 10.000 Mann bei den örtlichen Behörden angefordert. Die Meldung über Kosaken in der Göhrde wurde an den Marschall Davout weitergeleitet, der befahl aber ein weiteres Vorgehen. Die Franzosen rückte darauf hin weiter vor, vertrieben die Kosaken vom Jagdschloss und besetzte  den Steinker Hügel ( ein Plateau mit steil abfallenden Seiten ).

Wallmoden hatte erwartet, das sich die Franzosen am 16. aus dem Göhrde Wald heraus zum Angriff entwickeln würden. Er stellte dementsprechend seine Truppen auf und wartete. Als bis zum Mittag keine Reaktion der Franzosen erfolgte, ging er selbst zum Angriff über.

Die russisch-deutsche Division sollte den Wald durchqueren und den Feind in die rechte Flanke fallen. Das Korps Tettenborn sollte eine Stunde später auf der Lüneburger Straße vorrücken und die englisch-deutsche Division und die Kavallerie Dörnberg folgten. Als das Korps Tettenborn gegen 1 Uhr vorrückte, hörte man Geschützdonner aus der Richtung Boizenburg, Wallmoden entschloss sich, den Angriff fortzusetzen.

Major Lützow erhielt den Auftrag das Avantgarde-Bataillon im Wald frontal anzugreifen, während die Kosaken versuchen werden, den Wald zu umgehen.

Das kombinierte Korps der Lützower säuberte den Waldrand und drängten den Feind auf

der anderen Seite wieder raus. Hier sah man die Hauptstellung der Franzosen auf dem Steinker Hügel. Den Lützowern war das Reichsche Jäger-Bataillon, zwei hannoversche Jäger-Kompanien sowie 4 Eskadrons gefolgt. Es war schon 4 Uhr geworden und Wallmoden befürchtete, das die Umgehungskolonnen heute nicht mehr zum Einsatz kommen könnten.

Das Lützower Bataillon erhielt darauf hin den Befehl den Feind auf einem Hügel vor der Hauptstellung anzugreifen, die Reichschen Jäger folgten. Nachdem der Hügel genommen war, setzte der Feind eine Eskadron ein um die Lützower wieder zu vertreiben. In diesem

Augenblick stürzte sich der Major Lützow mit der Kavallerie des Korps auf die feindlichen Reiter. Die warteten den Angriff nicht ab und zogen sich hinter ihre Infanterie, die Karrees* (*Karree : franz. Carre’ Quadrat, viereckige Struktur, nach allen Seiten bereit zur Abwehr von Kavallerie) bildeten zurück. Sie empfingen die Lützower Kavallerie mit einem heftigen Feuer. Bei einem Karree wurde der Major Lützow im Unterleib und am Schenkel schwer verwundet.

Die Kavallerie wurde mit Kartätschen beschossen, Rittm. Graf Gahlen fiel und Rittm. Bornstaedt mußte den Angriff abbrechen, obwohl schon einige Lützower in das Karree eingebrochen waren. Die Verwundung ihres Chefs stachelte die Infanterie zu Höchstleistungen an. Sie formierte sich mit den Reichschen Jägern in Kolonnen und stürmte die Steinker Höhe. Auf dem Hügel wurde eine Haubitze genommen. Der Jäger Renz ( Eleonore Prochaska ) nahm eine franz. Trommel auf und schlug fortgesetzt zur Attacke, bis sie schwer verwundet niedersank.

Sie verstarb 3 Wochen später in Dannenberg.

 

Der Oberjäger Kersting ( später ein berühmter Porzellanmaler ) und der Gefreite Bachmann ( erhielt dafür das EK II ) zeichneten sich bei diesem Angriff besonders aus. Zwei englische Geschütze wurden mit Hilfe der Lützower auf dem Hügel in Stellung gebracht und die feindlichen Kolonnen wirkungsvoll beschossen.

Die russisch-deutsche Division hatte sich links vom Freikorps entwickelt. Wallmoden erkannte die Situation auf seinem linken Flügel und beorderte die englisch-deutsche Division hierher. Sie ging ohne geladen zu haben mit dem Bajonett vor und vollendete die Niederlage des Feindes.

Die Kavallerie Dörnbergs griff das zweite Mal erfolgreicher den linken Flügel der Franzosen an. In völliger Auflösung zogen sie sich in nördlicher Richtung davon. Der flüchtende Feind wurde von der gesamten Kavallerie des Korps Wallmoden attackiert, dabei wurde Rittm. Bornstaedt verwundet. Die Dunkelheit ermöglichte es den Franzosen sich nach Lüneburg zurück zuziehen. Am nächsten Morgen zählte der General Pecheux noch 2000 Mann und zog rasch in Richtung Hamburg ab.

Verluste : Korps Wallmoden ges. 31 Offz., ca. 500 Mann und ca. 200 Pferde davon Freikorps

                Tote : 38 Mann

                Verwundete : 73 Mann

                Vermisst :  19 Mann

                 Pferde : 27 tot, 9 verwundet, 3 vermist

Viele einzelne Heldentaten fanden Eingang in die Geschichte des Freikorps. Belohnt wurden die Taten auch mit der Übersendung von 17 Eisernen Kreuzen.

 

Wallmoden war sich stets seiner Lage auf dem linken Elbufer bewusst, ein rascher Vorstoß des Marschalls Davout hätte ihm bei der Kräftekonstellation auf dem rechten Ufer die Elbübergänge gekostet und ihn gezwungen sich starken französischen Truppen zu stellen. Am 17. ging er deshalb mit seinen Hauptkräften bei Dömitz wieder über die Elbe. Nur Tettenborn erhielt die Erlaubnis, nach Lüneburg zu rücken. Er errichtete gegenüber Lauenburg an der Elbe einen befestigten Posten mit 80 Mann des Freikorps unter Führung des Oberjägers Nostitz.

Am 10.10. versuchte der Feind hier unter dem Schutz von drei Geschützen die Elbe mit ca. 400 Mann zu überqueren. Trotz mehrerer Verwundeter auf  Seiten der Lützower wurde der Übergang verweigert.

Am 06.10. kam die Nachricht vom Ausgang der Schlacht bei Wartenburg und der Erfolge

 

Tschernitschefs bei seinem Zug nach Kassel. Nach einigem Zögern erhielt Tettenborn die Erlaubnis seinen kühnen Plan, Bremen zu nehmen und den Marschall in Hamburg zu isolieren, aus zuführen.  Zu diesem Zug hatte er folgende Kräfte zur Verfügung :

800 Kosaken

440 Reiter

330 Mann Infanterie des Freikorps ( sie hatten keinen Einfluss mehr auf die Ereignisse in Mecklenburg )

Jäger-Bataillon Reiche

4 reitende Geschütze der hanseatischen Legion

Am 09.10. brach Tettenborn mit diesen Kräften auf. Mit Kosakenpulks sperrte er die Verbindung nach Hamburg, war am 11. in Soltau, am 12. in Verden und schickte von hier aus ein Kommando von 300 Mann Freikorpsinfanterie, eine Kompanie Reichsche Jäger, die 4. Eskadron des Freikorps und eine Kanone unter der Führung des Obersts  Pfuel nach Rothenburg. Der Ort sollte gleichzeitig mit Bremen angegriffen werden um von hier aus keine Hilfe nach Bremen schicken zu können und damit auch keine Nachricht nach Harburg gelangen konnte. Die umherschweifenden Kosaken verdeckten die Annäherung.

Der Angriff in der Nacht vom 12. zum 13.10. gelang nur teilweise, der Feind zog sich in das mit einem Wassergraben stark befestigte Amt zurück. Die hier postierte Artillerie ließ kein weiteres Vorgehen zu und der Oberst zog am nächsten Morgen ab. Und erreichte Tettenborn vor Bremen. Regen und lose Sandwege erschwerten den Anmarsch der Infanterie. Ein Postreiter übergab irrtümlich dem General Tettenborn, den er für einen Franzosen hielt, einen Brief in dem der Kommandant von Bremen vor russischen Truppen gewarnt wurde. Eine Kosakenpatrouille hob umgehend den absendenden franz. Posten auf.

Am 13. begann der Angriff auf Bremen, die beiden schweizer Kompanien in der Vorstadt wurden durch die Lützower Kavallerie überrumpelt, einigen gelang die Flucht in die Stadt sowie die Zugbrücke hochzuziehen bevor die Lützower Infanterie heran war.

Eine sofort beginnende Kanonade gegen die Wälle und die Stadt führte nicht dazu, das die Brücke geöffnet wurde. Der energische alte französische Stadtkommandant verhinderte, das die Bremer die Brücke öffneten. An diesem Tag wurden keine weiteren Erfolge erzielt. In der Nacht wurde die Stadt durch Kosaken völlig eingeschlossen. Am 14. sollte der Sturm mit einer Kriegslist beginnen. Tettenborn wollte sich scheinbar zurück zie-

hen, er ließ die Geschütze abfahren, zog die Tirailleurlinie ein und wartete auf eine Unacht-

samkeit seines Feindes. Da sich umgehend der Feind auf den Wällen zeigte, begann ein nicht gewolltes Tirailleurfeuer. Der Jäger Erdmann des Freikorps, ein ehemaliger Wildschütze,hatte das Glück mit seiner Büchse den franz. Kommandanten zu erschießen. Der neue Kommandant ein Schweizer hatte kein Bedürfnis die Stadt weiter zu verteidigen und schickte einen Parlamentär.

Das zögerliche Vorankommen des Kapitulationsvertrages veranlasste Tettenborn am Morgen des 15. die Sturmkolonnen antreten zu lassen, darauf hin unterschrieb der neue Kommandant und durfte mit 1200 Mann bewaffnet und mit Fahnen abziehen.

In Bremen eroberten die Truppen Tettenborns:

Bedeutende Magazine mit Tuch, Lebensmittel und Munition

260.000 Francs wovon 110.000 für rückständige Soldzahlungen verwand wurden

200 Pferde sie wurden der Kavallerie des Freikorps überlassen ( schlechter Zustand durch Vorpostendienst )

16 Geschütze

Am 15. um 10 Uhr hielt der General Tettenborn seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Nach dem Dankgottesdienst hielt der alte Rittmeister eine kernige Rede und kreuzte dann mit dem Rittmeister Petersdorff vor dem Altar die Klingen und die neuen Freiwilligen der Stadt legten ihre darüber. Diese Freiwilligen traten in die Jäger-Eskadron ein aber auch Fußjäger darunter unerkannt ein Mädchen ( Jäger Kruse- Anna Lühring, 17 Jahre ) verstärkten das Freikorps.

Ein Truppenkontingent aus Harburg wurde vor Bremen durch Infanterie und Kavallerie des Freikorps abgefangen und zog sich wieder nach Harburg zurück.

Verluste bei Rothenburg und Bremen :      Tote 5 Mann

                                                                Verwundete : 14 Mann

                                                                Pferde : 5 Tot, 9 verwundet

                                                                Feind : keine Angaben

 

Der Besitz von Bremen versprach eine günstigere Verbindung mit England als Wismar und

Stralsund. Der Schlüssel der Stadt wurde vom Rittm. Herbert dem Kronprinzen auf dem Schlachtfeld vor Leipzig überreicht.

 

Auf Befehl von Wallmoden verließ Tettenborn am 18. die Stadt, da es ihm klar war, das er diese Stadt so weit vorgeschoben, nicht ewig halten kann, hatte er die eingesetzten Behörden bestehen lassen, um nicht die Rachsucht der Franzosen herauszufordern. Damit sich der Feind aber nicht wieder festsetzen konnte, ließ er die Wälle schleifen.

Am 22. besetzten die Franzosen diese Stadt wieder.

Die Stadt Bremen war Verwaltungssitz des Departements des Bouches du Weser ( Departement der Wesermündung )  seit 1811. Zu dem Departement gehörte die Stadt, und Teile des heutigen Niedersachsen. Somit betrat im Oktober 1813 das Königlich Preußische Freikorps als erster preußischer Truppenteil französischen Boden und bedrohte den Kaiser Napoleon direkt. ( der Verf. )

 

 Die Kavallerie des Freikorps biwakierte am 24. bei Verden. Am 25. sandte Tettenborn eine Patrouille unter Führung des Leutnants Beczwarzowski nach Vegesack um diesen Ort vom Feind zu säubern und die dort befindlichen Schiffsladungen für das Korps nutzbar zu machen. Der Leutnant marschierte mit 60 Reitern zur Hälfte Lützower und Kosaken in Richtung Vegesack ab. Unterwegs erfuhr er, das der Feind Bremen wieder geräumt hatte. Am 26. erreichte er Bremen, besetzte die Stadt mit einer weiteren Kosakenabteilung und verteidigte sie bis zur erneuten Besetzung durch Tettenborn am 04.11. Durch weitere Rekrutierungen im Raum Bremen wuchs die Kavallerie des Freikorps auf 600

Reiter.

 Bis Mitte November verblieb das Freikorps im Raum Bremen und störte alle Verbindungswe ge aus dem Westen nach Hamburg erheblich. Die im Land umherstreifenden Kavallerie- und Kosakenpatrouillen isolierten den Marschall in Hamburg immer mehr. Die enge Verbundenheit der Bremer Bürger mit dem Freikorps drückte sich folgendermaßen aus :

Aus eigenem Antrieb stellte sie1815 ein Jäger-Detachement für das 6. Ulanenregiment auf.

Am 8. Mai 1816 erhielt der Oberst von Lützow das Bürgerrecht der Stadt.

 

Die Nordarmee war nach der Schlacht bei Leipzig in die Richtung auf Göttingen und Kassel abgerückt, um in erster Linie den Marschall Davout in Hamburg zu blockieren sowie die Rückzugsmöglichkeit nach Holland abzuschneiden. Da es keinerlei Regungen des Marschalls gab, ordnete der Kronprinz sein Heer wie folgt :

Die russischen Korps Woronzow und Stroganow sowie die schwedische Armee blieben an der Niederelbe.

Das russische Korps Wintzingerode marschierte nach Bremen.

Das 3. preußische Armeekorps von Bülow marschierte vor die Festung Wesel.

 

V. Bülow erhielt außerdem die Disposition über das Freikorps und die Reichschen Jäger. Am 12.11. erließ er einen dementsprechenden Befehl, nachdem sich das Freikorps nach Tecklenburg in Marsch setzen sollte. Major Petersdorff ,der den noch immer verwundeten Major Lützow vertrat, erhielt diesen Befehl erst am 15.11. Schauen wir noch einmal auf die Teile des Freikorps in Mecklenburg zurück. Zwei Bataillone und die Artillerie stand bei Boizenburg und ein Bataillon auf Vorposten bei Zarrentin. Am 8. November erhielt der Major Petersdorff den Befehl vom Kronprinzen, das das Korps aus dem Bestand des Wallmodischen Korps herausgelöst wird, seine Befehle ab jetzt aus dem

Hauptquartier erhält und nach Verden abmarschieren solle. Daraufhin sammelte Petersdorff seine Truppenteile bei Boizenburg und überschritt am 10. bei Bleckede die Elbe. Am 15. kam es in Verden zu einer Vereinigung des ganzen Freikorps.

Am 17.11. erhielt Major Petersdorff hier ein Schreiben des Generals Tettenborn :

„ Ich ersuche Euer Hochwohlgeboren, Ihren sämmtlichen Korps-Offizieren bekannt zu ma-

chen, wie sehr es mich schmerzt, sie nicht mehr unter meinen Befehlen zu wissen, und wie

sehr ich Allen und jeden Einzelnen für den Eifer und die Tapferkeit, die sie bei allen Gele-

genheiten gegen den Feind gezeigt haben, dankbar bin. Ich bitte Sie, Herr Major, für Ihre Person sich überzeugt zu halten, daß ich Ihre Verdienste in vollem Maße zu schätzen weiß, und ich wiederhole Ihnen hiermit mein Bedauern ,Sie verlieren zu müssen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem ganzen Korps in der neuen Bestimmung, der Sie entgegengehen, das beste Glück" 

von Tettenborn 

 

Die Anweisung das Korps im Raum Verden entsprach nicht der ersten Weisung nach Teck

lenburg zu marschieren, Major Petersdorff forderte vom Hauptquartier Aufklärung. Das Hauptquartier teilte ihm mit, das v. Bülow nicht wissen konnte, das der Kronprinz in der Zwischenzeit anders entschieden hatte. Befehl und Gegenbefehl erreichten nicht nur das Freikorps sondern alle Truppen der Nordarmee. Der Kronprinz hatte gehofft, das sich Dänemark nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht von ihm abwenden würde Aber Dänemark verstärkte seinen Widerstand gegen die Verbündeten und deshalb schritt der Kronprinz unter Vernachlässigung aller Operationen gegen Napoleon rücksichtslos zu seinem eigentlichen Plan, Dänemark nieder zuwerfen und Norwegen zu gewinnen.

( nur zu diesem Zweck war er der Allianz gegen Napoleon beigetreten, der Verf. )

 

Am 17.11. erhielt der General von Bülow die zuverlässige Nachricht von der antinapoleo-

nischen Stimmung in Holland sowie von den schwachen französischen Truppen im Land. Er entschied sich entgegen dem ersten Befehl des Kronprinzen in Holland einzumarschieren, der Kronprinz genehmigte diese Entscheidung. ( er war den unbequemen Bülow für eine Zeit los ) Mit allen Mitteln versuchte der Kronprinz den Übergang über den Rhein zu verhindern, das Korps Wintzingerode musste zum Beispiel bis Mitte Dezember untätig an der Weser bleiben, Ende des Monats erreichte es den Raum Düsseldorf und überschritt erst am 19. Januar den Rhein.

In diesem Zusammenhang steht der später zu betrachtende Auftrag an von Lützow mit den

beiden Ulanen-Eskadrons geeignete Übergänge bei Düsseldorf zu finden.

Während das 3. preußische Armeekorps zur Befreiung Hollands schritt, konzentrierte der Kronprinz alle anderen Korps in seiner Nähe um sie gegen Dänemark zu verwenden.

 

Somit wurde dem Freikorps wiederum versagt an dem glorreichem Zug des Bülowschen Korps in Holland und Frankreich teilzunehmen. Es musste im Gegenteil entgegen seiner

Bestimmung und für fremde Interessen in Norddeutschland kämpfen.

 

Am 21.11. rückte das Freikorps aus Verden ab, unterwegs übernahm der noch nicht richtig genesene Major von Lützow wieder das Kommando und erreichte am 26.11. Boizenburg.

Am 28.11. wurde es der 1. schwedischen Division zugeordnet aber bereits am 01.12. dem

Korps Woronzow. Das Korps 7154 Mann, 2535 Pferde und 30 Geschütze war Teil des Korps Wintzingerode. Neben dem Freikorps verstärkten auch 4 Kosakenregimenter des Generals Tettenborn dieses neue Korps.

Am 1. Dezember, nach dreitägigem Frost gab Davout seine nicht mehr zu verteidigende Stellung an der Stecknitz auf. Der Major von Lützow rückte am gleichen Tag in Lauenburg ein und verfolgte den nach Hamburg zurück gehenden Feind. Dieser hatte sich von der dänischen Division getrennt. Leutnant Beczwarzowski erhielt den Auftrag mit einem Zug Ulanen  und einer Abteilung Kosaken die Bille zu untersuchen, Hamburg zu umreiten und die Straße Hamburg und Kiel zu durchschneiden. Zur Untersuchung der Bille und Alster nahm ein russischer Ingenieur-Offizier an diesem Zug teil.

Der Leutnant stellte fest, das sich die Franzosen nach Hamburg und die Dänen sich nach Lübeck und Oldesloe zurück gezogen hatten. Alle Erkenntnisse wurden an den Korps-Führer weitergeleitet. Auf Grund der eingegangenen Meldungen des Leutnants traf der Kronprinz am 3. Dezember folgende Entscheidung :

Das Korps Woronzow sollte den Marschall Davout in Hamburg einschließen.

Die anderen Korps erhielten den Auftrag, unter seiner Führung nach Holstein zu gehen und die Dänen zu bekämpfen. Die dänische Division stand auf der Linie Lübeck-Oldesloe und hatte vom König den Auftrag am 4. Dezember erhalten sich zurück zuziehen um in erster Linie Rendsburg und erst in zweiter Linie Jütland zu verteidigen. Diese Informationen aus einem abgefangenen Brief wurden dem General Wallmoden nur teilweise übermittelt so das dieser in seinen Entschlüssen, nachteilig beeinflusst wurde.

Marschall Davout fühlte sich in seiner zur Festung ausgebauten Stadt völlig sicher und hatte

Auf Grund seiner Vorkehrungen keine Probleme hier mehrere Monate auszuhalten. Er hatte, nach Abzug der Kranken eine Garnison von 20.000 Mann zur Verfügung und dachte über haubt nicht daran zum Rhein durchzubrechen.

  

Das Freikorps als Avantgarde des Korps Woronzow besetzte am 03. Bergedorf. An eine Einschließung Hamburgs war im Moment gar nicht zu denken. Die Dänen standen auf dem rechten Ufer der Trave und die Franzosen hatten Lübeck noch besetzt.

Der General Wallmoden sollte rasch auf Oldesloe vorrücken und vor den Dänen an der Eider (fließt oberhalb von Kiel und verbindet Nord- und Ostsee) sein, um die Dänen von allem Nachschub abzuschneiden. Zu diesem Zweck sollte das schwedische Heer folgen. Aber der Kronprinz hatte mal wieder zwischendurch andere Pläne. Er wollte als Triumphator in Lübeck (die Stadt gehörte seit 1811 zum Detachement des Bouches de I’Elbe, Detachement der Elbmündung und somit zum franz. Kaiserreich) einmarschieren und nutzte dafür seine schwedische Armee und warf damit die dänische Division auf ihre Rückzugslinie.

Am 5. Dezember war es dann soweit, der jetzige Kronprinz von Schweden und ehemalige

Marschall von Frankreich konnte von seinem ehemaligen Waffengefährten General Lallemand den Schlüssel der Stadt entgegen  nehmen, die er schon einmal als franz. General erobert hatte (1806 ).

 

Die Dänen zogen auf Kiel zu um die Eider zu erreichen und Wallmoden über Segeberg. Die Truppen vor Hamburg konnten ihre Einschließung vollenden.

Ungenügende Aufklärung, Halbwahrheiten aus dem Hauptquartier des Kronprinzen und dessen eigennützige Entscheidungen ermöglichten es der dänischen Division die Festung Rendsburg jenseits der Eider zu erreichen.

Da das Korps Wallmoden zu schwach war die Festung einzuschließen, kam es am 15.12. zu einem Waffenstillstand.

Das Freikorps hatte seinen Vorpostendienst an der Alster zu bewerkstelligen. Dieser Dienst wurde nur durch einige Ausfälle der Franzosen unterbrochen. Am 24.12. richtete von Lützow eine Anfrage an den preußischen König zur Stellung der Einländer in seinem Korps. Er hatte ein Schreiben des Zivil-und Militär-Gouvernements aus Berlin erhalten in dem geschrieben stand, das alle Einländer ( Preußen ) ihre Vergünstigungen als Freiwillige verlieren, wenn sie im Freikorps verbleiben. Der König teilte ihm mit, das dies nicht so seih, er aber keinem einen Wechsel in ein anderes Regiment verweigern sollte und jeden Wechsel melden möge, damit sich auch keiner aus seinem Dienstverhältnis stehlen könne. Die Vergünstigungen für Freiwillige wurden auch auf die Reichschen Jäger ausgedehnt

Am 25. marschierte der Major von Lützow mit den beiden Ulanen-Eskadrons an den Rhein ab. Die anderen Teile des Freikorps zogen mit dem Kronprinzen nach Schleswig. Am 02.01. standen sie vor Glückstadt und taten ihren Anteil an der am 05.01. verkündeten Kapitulation.

Nachdem auch die Besatzungen von Schleswig und Flensburg kapitulierten und die Nordarmee Vorbereitungen traf weiter nördlich zu marschieren, kam es am 16. Januar zum Frieden von Kiel, Dänemark trat Norwegen an Schweden ab.

Das Freikorps erhielt seinen Anteil an der reichen Beute aus den dänischen Festungen und Depots. Der zermürbende Vorpostendienst und der Winterfeldzug hatte der Bekleidung grossen Schaden zugeführt, auch die aus einem Depot in Stralsund erhaltene englische Bekleidung musste ergänzt werden. Das Korps erhielt vom Kronprinzen 19.000 Thaler  für notwendige Ergänzungen. Die Artillerie konnte sich durch die Zuführung von Pferden ganz beritten machen und die Kavallerie stieg auf eine Stärke von 770 Pferden.

Nicht so gut sah es bei der Vervollständigung der Bewaffnung aus :

Das 1. Bataillon führte englische Gewehre

Das 2. Bataillon führte englische und französische Gewehre

Das 3. Bataillon führte französische Gewehre

In jedem Bataillon waren noch ca. 60 Büchsen vorhanden.

Seitengewehre fehlten fast überall

Das Depot schaffte es nicht, die in den Gefechten entstandenen Verluste auszugleichen.

 

Um diesem ständigen Mangel zu entgehen, verließen Leute heimlich das Freikorps um in anderen Regimentern Dienst zu tuen. Mit Abwerbungen hatte das Freikorps verstärkt seit dem Herbstfeldzug zu kämpfen, ein besonders unsauberes Spiel spielten die Werber rusisch-deutschen Legion. In einem Schreiben an den General Tettenborn beschwerte sich der Rittm. Fischer am 26.09.1813 über diese Umtriebe.  

Im Dezember und Januar gab es im Freikorps einige Personalveränderungen :

Major von Petersdorff  ging nach Kassel um bei der Reorganisation der hessischen Truppen zu helfen. Vor der Abreise erhielt er den schwedischen Schwertorden.

Kommandeur der Infanterie wurde Hauptmann von Helmenstreit.

  1. Bataillon – Stabs-Kapitän Stak
  2.              -  Hauptmann von Seydlitz
  3.              -  Stabs-Kapitän von Vietinghoff

Das Kommando über die zurückgebliebenen Eskadrons hatte Rittm. Fischer

2. Eskadron – Rittm. von Petersdorff

4.              -  Premierleutnant von Valentini

5.              -  Leutnant Rusch

 

Premierleutnant von Bismark wurde verabschiedet und viele Volontäroffiziere wurden zu wirklichen Offizieren.