Geschichte des Königlich Preußischen Freikorps Freiherr Adolf von Lützow

Der Waffenstillstand

 

Der am 04.06.1813 abgeschlossene Waffenstilstand, verhinderte die ersten größeren Erfolge des Freikorps vor Leipzig und Hof und führte zur Katastrophe bei Kitzen. Trotz aller Betrübnis mußte an die Zukunft gedacht werden. Im Raum Nauen begann sich das Korps wider zu sammeln, mit dem Ziel die Schlagfertigkeit zu erhöhen. Die Reorganisation vollzog  sich folgendermaßen:

 

Bei der Infanterie

Das 1. Bataillon verblieb in seiner früheren Struktur.

Das 2. Bataillon wurde vollständig neu formiert. Die 1.,2., und 4. Kompanie wurde aus neu

Geworbenen Jägern gebildet. Die 3. Kompanie bestand aus Tiroler Schützen (Durch königlichen Beschluss durften sie ihre Nationaluniform tragen)

Das 3. Bataillon bestand aus seinem bereits in Sachsen bestehendem Stamm. Der 1. und 4. Kompanie des 2. Bataillons und Teilen der am linken Elbufer übergetretenen Mannschaften.

 

Bei der Kavallerie

Die Stärke war ja seit Kitzen sehr zusammengeschmolzen. Es wurden aber geschafft fünf Eskadrons aufzustellen.

1. Eskadron    Ulanen

2. Eskadron    Jäger

3. Eskadron    Ulanen ( aus Kitzen entkommen )

4. Eskadron    Husaren

5. Eskadron    Husaren ( unter Major von Petersdorff bei Leipzig gewesen )

 

Bei der Artillerie

Acht Geschütze s. oben.

Insgesamt :

1. 2900 Mann Infanterie in 3 Bataillonen unter der Führung von Kapitän von Helmstreit.

    1. Bataillon   Premierltn. Von der Hyde später Kapitän Staak

    2. Bataillon   Premierltn. Von Seydlitz

    3. Bataillon   Ltn. Jahn später Premierltn.

2. 600 Mann in 5 Eskadrons unter der Führung von Rittmeister von Bornstaedt Später Rittmeister Fischer.

     1. Eskadron   Rittm. Graf  Galen später Leutnant von Reiche

     2. Eskadron   Rittm. von Petersdorff

     3. Eskadron    Ltn. Obermann

     4. Eskadron    Ltn. Von Bismark später Ltn. Von Valentini

     5. Eskadron    Rittm. Fischer später Ltn Rusch

3.  120 Mann Artillerie unter Führung von Premierltn. Fritze

4.  Medizinische Betreuung

     Erster Arzt und Wundarzt Dr. Krukenberg

     Bataillonsarzt Dr. Feuerstein, Dr. Meckel, Dr. Ordelin

     Jede Kompanie erhielt junge Studierende die 2-3 Jahre schon auf der Uni waren

     Zwei Stabsapotheker sorgten für Nachschub während in jedem Bataillon je ein Apotheker Dienst taten.

 

Kurze Zeit darauf wird Jahn der sich auf seinem Posten nicht wohl fühlt in das Hauptquartier der Nordarmee versetzt und Premierltn. Von Vietinghof übernahm seinen Posten. Während dem Waffenstillstand wurden mit Zustimmung der Monarchen Preußens, Russlands, Österreichs und Schwedens drei Armeen gebildet. Im Norden die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernodotte (ehm. Marschall von Frankreich), in der Mitte die Schlesische Armee unter Blücher und die Hauptarmee unter Schwarzenberg. Am 20.07.1813 erhielt Major von Lützow folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre „Ich will Sie mit Ihrem Truppenkorps für jetzt an das 3. Armeekorps anschließen und trage Ihnen also auf, bis auf weitere Befehle den Anweisungen des Generallieutenants von Bülow Folge zu leisten„

Charlottenburg, den 20.Julius 1813

Gez. Friedrich Wilhelm

 

Am 01.08. besichtigte der Kronprinz von Schweden das Korps, und war sehr zufrieden. Im Er gebnis dieser Besichtigung erhielt der Major von Lützow den schwedischen Schwert-Orden und die Anweisung sich unter das Kommando des Generals Wallmoden zu stellen. Zu diesem Zweck sollte das Korps nach Schwerin marschieren. Am 09.08. erreichte das Korps Schwerin, erhielt hier nach einem Ruhetag die Anweisung sich unter das Kommando von General Tettenborn (nach dem Rückzug aus Hamburg wurde der damalige Oberst dem gemischten Korps Wallmoden unterstellt) zu begeben. Das Lützower Freikorps bezog darauf hin seinen Kantonnierungsraum zwischen Mölln und Zarrentin. Das Depot des Freikorps wurde nach Aufkündigung des Waffenstillstandes am 10.08. nach Neubrandenburg verlegt. Dieses Depot bestand durchschnittlich  aus 200 Mann Infanterie und 50 Pferden es leistete dem Korps wertvolle Diente bei der Zuführung von ausgebildeten Rekruten und Material. Ende des Jahres ging es nach Boizenburg und folgte im Frühjahr 1814 dem Korps über dem Rhein und wurde hier in das Korps eingestellt. Der schlechte Ausrüstungsstand, das 3. Bataillon war zum Teil mit Piken, die Ulanen nur teilweise mit Lanzen und allgemein ein Fehl an Pistolen und Säbel bestand, veranlasste den Kronprinzen von Schweden dem Korps aus den Magazinen in Wismar und Stralsund 300 Infanteriegewehre, 200 Säbel, 50 Karabiner, 400 Pistolen und 3200 Mäntel zur Verfügung zu stellen. Der ungenügende Ausrüstungszustand lässt sich auch aus dem Schreiben 12.08. (aus Gadebusch) des Majors von Lützow an den kommandierenden General Wallmoden-Gimborn ersehen (Auszug).

„Ew. Excellenz wage ich um die für die Infanterie des Königlich Preußischen Freikorps benötigten Flintensteine ganz gehorsamst zu bitten und zwar:

 

Musketiersteine für 2000 Mann a Mann 4 Stück – Stück 8000

Büchsensteine        600                   4         -        2400

Pistolensteine         200 Paar Pistolen   4         -          800

                                                                                  -------------

                                                                                Stück 11200

Die Infanterie ist zwar mit 100 Stück Patronen auf den Mann versehen, da sie aber veschiedenes Kaliber schießt, so frage ich unterthänigst bei Ew. Excellenz an, ob wir zeitig genug Blei empfangen können, um die Kugeln daraus zu gießen„

 

Gem. der Ordre de Bataille bestand das gemischte Korps des Generals Wallmoden aus folgenden Truppenkörpern :

Leichtes Korps unter General Tettenborn (einschl. Lützower Freikorps)

Englisch-deutsche Legion unter General Lyon

Russisch-deutsche Legion unter General Arentsschildt

Schwedische Division unter Oberst Bergenstrohla

Mecklenburgische Brigade unter General Fallois

Hanseatische Brigade unter Oberst Witzleben

Kavallerie Division unter General Dörnberg

Insgesamt : 18467 Mann Infanterie, 7076 Reiter, 1468 Mann Artillerie mit 60 Geschützen.

Die schwedische Division Vegesack mit den mecklenburgischen, den hanseatischen Truppen und die preußischen Husaren des Majors Schill ( 6405 Mann Infanterie, 2664 Reiter, 366 Mann Artillerie mit 18 Geschützen ) stand nicht unter dem unmittelbarem Kommando des Generals Wallmoden, sie sollten im Fall eines überlegenen französischen Angriffs den Depotplatz Stralsund verteidigen.

 

Demgegenüber stand das 13. Armeekorps des Marschalls Davout mit dem verbündeten dänischem Korps in Stärke von:

30147 Mann Infanterie, 2700 Reiter und 108 Geschütze. Nicht eingerechnet sind die Garnisonen von Hamburg und Stade sowie die ca. 4000 Kranken.

Am 07.08. bereits erließ Napoleon die Anweisung, der Marschall möge bei Beendigung des Waffenstillstandes mit seinen Truppen Richtung Berlin marschieren und die dort angreifenden Truppen unterstützen. Er schloss mit dem Satz:

„Was Sie sich gegenüber haben, ist viel Gesindel, einmal angegriffen und geschlagen, wird sich das zerstreuen„

Der Kronprinz erließ am 09.08. die Direktive, das wallmodische Korps soll die rechte Flanke der Nordarmee decken und auf Grund seiner Überlegenheit an Pferden das flache Land beherrschen. Bei entsprechender Lage ist auch über die Elbe zu operieren und die Verbindungswege des Feindes zu beunruhigen. Aber bei einem überlegenen Angriff sollte sich Wallmoden zum Kronprinzen zurückziehen. In diesen Anweisungen äußert sich die Scheu des ehemaligen Marschalls von Frankreich und Schwagers Napoleon einen ernsthaften Waffengang zu wagen. Außerdem musste er darauf bedacht sein so wenig Schweden wie möglich zu verlieren, damit sich die Stimmung in Schweden nicht gegen ihn richtet und er womöglich nicht zum König gewählt wird. In einem Gespräch mit dem Gesandten des Generals von Bülow sagte er:

 „Es handelt sich nicht darum, sich immer zu schlagen. Diese Neigung mag dem einfachen Soldaten angehören, ein General denkt weiter. Es ist war, ich bin immer vorsichtig, dafür habe ich auch nie ein Geschütz, keine Fahne, kein Regiment verloren. Ich in meiner Stellung und um der öffentlichen Meinung willen darf nie einen Echek* erleiden„

Dieses taktieren verhinderte die aktive Teilnahme des Korps Walmoden und somit des Freikorps an großen Entscheidungen teilzunehmen und verurteilte es zu einem ermüdenden Stellungskampf in Norddeutschland. Die Wahl des Kronprinzen war ein Fehler der den anderen Armeen eine zusätzliche Last aufbürdete und hierbei insbesondere der Schlesischen Armee wie der folgende Feldzug zeigen wird.

Das es trotzdem auch in Norddeutschland zu militärischen Erfolgen kam, ist dem komman-

dierendem General Wallmoden, seinem Quartiermeister Oberstleutenant von Clausewitz sowie seinem Generaladjutanten von Stülpnagel zu verdanken. Wallmoden hatte sich unter Ausnutzung der Seen und Flüsse sowie der vorgegebenen Defensive folgendermaßen aufgestellt:

Den rechten Flügel bildete die Division Vegesack bei Grevesmühlen. Bei Wittenburg und Hagenow standen Arentsschildt und Lyon. Am linken Flügel stand Tettenborn. Die Kavallerie stand bei Zarrentin um den Übergang bei Mölln zu beobachten und operativ eingesetzt werden zu können. Vor dieser Linie befanden sich etliche Kosakenposten.

*   Niederlage