Geschichte des Königlich Preußischen Freikorps Freiherr Adolf von Lützow

Einführung

 

Nach der vernichtenden Niederlage der preußischen Armee in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt, begannen Männer wie vom und zum Stein, von Hardenberg, von Scharnhorst,

von Boyen und von Gneisenau den Staat sowie das Heer vorsichtig zu reformieren.

Auch gab es die unterschiedlichsten Ideen den Kampf mit Napoleon wieder aufzunehmen.

Insbesondere schien die Situation 1809 dafür geeignet zu sein, Napoleon musste im Kampf

gegen Österreich eine erste militärische Niederlage hinnehmen ( Aspern ). Da die Österreicher es nicht schafften ihren Sieg zu sichern und auszubauen, besiegte sie Napoleon in der Folgeschlacht ( Wagram ).

Diese Situation wollte der Major von Schill mit seinem Husarenregiment ausnutzen um mit

einem Zug nach Norddeutschland die dortige Bevölkerung zum bewaffneten Kampf gegen

die französische Besatzungsmacht zu mobilisieren. Diese Eigenmächtigkeit, die mit dem

Tod des Majors in Stralsund endete, war eher schädlich als nützlich für die Reformpartei in

Preußen. Die Menschen waren noch nicht zum bewaffneten Kampf bereit.

Das änderte sich erst ( beginnend in Preußen ) mit der Meldung über die vernichtende Niederlage der französischen Armee in Russland im Winter 1812. Während die Bevölkerung in einen patriotischen Freudentaumel geriet und sehnsüchtig auf die königliche Order wartete den Kampf zu beginnen, zögerte dieser und die Franzosen gewannen Zeit ihre Armee wieder zu reorganisieren.

Die Russen waren durch die vorherigen Kämpfe so geschwächt, das sie ohne die preußische Unterstützung die militärische Initiative nicht ergreifen konnten. Die russische Heeresmasse blieb vor der Oder stehen aber einzelne Streifkorps die weit vorgeschoben operierten versetzten die Franzosen in Angst und Schrecken. Mit dem Einmarsch der Russen unter Wittgenstein sowie der Preußen unter Yorck zogen sich die Franzosen hinter die Elbe zurück und Preußen war somit ohne Besatzungsmacht ( preußische Grenze war die Elbe ).

In der Zwischenzeit kam es im Februar zu einem Bündnisvertrag zwischen Preußen und Russland. Friedrich Wilhelm III. und Alexander I. einigten sich vor dem preußisch-russischem Heer Streifkorps nach Norddeutschland zu schicken um die Bevölkerung zu mobilisieren. Diesen Korps sollten dann drei Heeresformationen folgen, die sich in einer Zangenbewegung in Kassel treffen sollten.

Das erste Korps unter Oberst von Tettenborn sollte über Mecklenburg nach Hannover gehen. Das zweite Korps unter Oberst von Dörnberg sollte über Braunschweig nach Hessen gehen. Das dritte Korps unter Major von Lützow musste erst noch aufgestellt werden. Es sollte gem. den Anweisungen Scharnhorsts den Harz, den Sollinger und den Lippeschen Wald gewinnen.*

 

Dieses dritte Korps ( das Lützow’sche ) wurde zum bekanntesten Streifkorps der Befreiungskriege. Die Männer und Frauen in ihren schwarz-rot-güldenen Uniformen wurden zum Sinnbild für Patriotismus, Freiheitsliebe und Demokratie. Dazu beigetragen haben die prominenten Mitglieder wie : der Dichter Theodor Körner, die Gründer der deutschen Turnerbewegung Fr. L. Jahn und Fr. Friesen, der Erfinder des Kindergartens Fr. Fröbel, der Maler G. Fr. Kersting, der Dichter Johann von Eichendorff, der Jäger „ Renz „ Eleonore Prochaska, der Jäger „ Kruse „ Anna Lühring  u.a. Insbesondere viele Studenten trugen sich in die Stammrolle des Korps ein, nach dem Krieg eilten sie wieder in ihre Hörsäle. In Jena waren viele ehemalige Lützower unter den Gründern der Urburschenschaft ( 12.06.1815 ), in Anlehnung an die damalige Uniformfarbe entstand eine Fahne in den Farben schwarz-rot-gold. Dieser Trikolore begegnen wir auf dem Wartburgfest ( 1817 ), auf den Barrikaden der Revolution 1848/49, in der Weimarer Republik, in den beiden deutschen Staaten und ist jetzt offizielles Symbol der Bundesrepublik Deutschland.

Das Lützower Freikorps und insbesondere die Lieder und Gedichte Theodor Körners wurden im Laufe der Zeit immer wieder missbraucht, um die jeweilige Politik zu rechtfertigen.

Das Korps war bis zu seiner Auflösung ein Königlich Preußisches Freikorps, keine irreguläre Truppe, aber auch durch die Werbung von Fr. L.Jahn ein Sammelbecken von fortschrittlichen deutschen Menschen der damaligen Zeit.

Diese wollten mit der Waffe in der Hand für die Freiheit der deutschen Länder kämpfen, aber sich nicht dem Reglement der preußischen Linientruppen unter werfen auch war für einige der Dienst in einem Streifkorps interessanter.

* In dieser Aufzählung der Ereignisse des Jahres 1809 sind der Aufstand unter Führung des Freiherrn von Dörnberg und der Zug des Herzogs von Braunschweig-Oels nicht berücksichtigt, sie bedürfen einer gesonderten Betrachtung.